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Heute Abend merke ich wieder einmal, mit wie wenig Otto-Normalverbraucher – Musikkonsument eigentlich zufrieden ist. – Joe kommt zum 150 tausendsten Mal in die ausverkaufte Münchner Olympiahalle oder sonst wohin, singt ebenfalls zum 150tausendsten Mal „With A Little Help From My Friends“, und 12.000 Fans singen mit verklärten Gesichtern mit. Hier trifft sich Woodstock Opa, spießiger Bankbeamter, Nostalgiehippie, biedere Hausfrau oder konservativ-erzogene Enkeltochter zur Andacht beim Großereignis von und mit unserem Rock’n’Roll Spasti Nr. 1 – dem Großmeister im Covern - Joe Cocker.

63 Jahre jung inzwischen, dressed wie immer in black präsentiert er uns wieder einmal einen bunten Blumenstrauß seiner Greatest Hits inklusive drei Songs vom neuen Album „Hymn Of My Soul“. – Ehrlich gestanden hätte er sich die sparen können, denn genau bei jenen Stücken stagniert die Bewegung im Publikum. Joe gehört nämlich genau zu jenen Musikern von anno dazumal, die auftreten können wann, wie und wo sie wollen. Die Erwartungen zielen stets auf die selben alten Gassenhauer, wie eben, das zuvor erwähnte ‚With A Little Help From My Friends’ oder ‚Leave Your Hat On’, ‚The Letter’ und ‚Summer In The City’ usw. usw. – Andererseits ist aber genau dieser Umstand der ewig währende Garantieschein für den immer wieder kehrenden Tournee Erfolg und die vollen Hallen.... – in Deutschland – wohlgemerkt !  Denn, und das ist der springende Punkt, Joe Cockers Erfolg liegt fast nur noch in good old Germany zu Hause. Sowohl was die CD Verkäufe betrifft, als auch die, - eben – ausverkauften Konzerte hierzulande.

Großartig beschreiben muss ich Cocker wohl nicht mehr, der als gelernter Gasinstallateur aus der Industriestadt Sheffield in England auszog, um zur Legende zu werden. Startschuss war natürlich ‚With A Little Help.....’ Aber was erzähl’ ich Euch das großartig. Für den kommerziellen  Rockfan gehört das ja fast schon zur Allgemeinbildung.
Ich weiß selbst nicht, wie oft ich Joe Cocker schon live on stage gesehen habe. Und ehrlich gestanden, es gibt auch diesmal wieder keinerlei Besonderheiten. Er praktiziert immer noch Understatement und kommt ohne große Videoscreens aus. Ein paar Dia- und Filmcuts an der rückwärtigen Leinwand passend zum jeweiligen Song, sowie einige Lichtspielereien, die entfernt an Weihnachtsbeleuchtung erinnern, ist alles was der Meister benötigt, um seine Schäflein in den Bann zu ziehen. Vielleicht sollte man noch seine Band erwähnen, die unerlässlich bei einem Auftritt, aber doch oft ignoriert ist, in Reviews. Besonders Gitarrist Dave Cohan und Bassistin Carol Kaye stechen hierbei heraus.

Abgesehen davon gibt’s nicht mehr viel dazu zu sagen. Die deutschen, bzw. Münchner Fans lieben ihren alten Joe für seine Reibeisenstimme, seine Balladen und seine typischen Armbewegungen, die bereits so was wie ein Markenzeichen darstellen. Und... tja.... – with a little help from his friends... wird er auch mit 80 noch ‘You Can Leave Your Hat On’ singen.
Legenden leben bekanntlich seeeehhhrrrr lange… - zumindest in Germany…. Man ist ja hierzulande, wie eingangs erwähnt, mit wenig und altgewohntem happy und zufrieden . Und hätte Joe am nächsten Abend nicht in Leipzig aufgegeigt, dann wär’ er auch zum 150tausendsten Mal zu Gast bei Wetten das.... gewesen...  with a little help from his old friend Thomas G.

http://www.cocker.com/

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