Eines ist sicher, die große Zeit der Boybands ist endgültig vorbei. Klar
gibt’s immer noch Ausnahmen wie Tokio Hotel, die die Hysterie bei den
jetzigen, und auch bereits entwachsenen, Teenie Girls wieder aufleben lässt.
Aber im Allgemeinen hat sich dieser Hype über die letzten Jahre merklich
gelegt. Gruppen wie Take That, New Kids On The Block, I’Nsync und eben die
Backstreet Boys sorgten so wie einst die Beatles für diverse
Massenhysterien. Einziger Unterschied zu den Pilzköpfen ist die Tatsache,
dass all diese Boybands der 90er Jahre keine bahnbrechende Innovation mit
sich brachten. Aber sie waren jung, hübsch anzuschauen und wurden, was das
wichtigste ist, - richtig vermarktet. – Aber wie sagt man so schön? –
Die Zeit bleibt nicht stehen. Wir werden alle älter und weiser (oder auch
nicht) und verändern uns. Und dank des rückläufigen Hypes verschwanden
auch die meisten dieser Boygroups wieder in der Versenkung. Auch die Tatsache, dass
einige von ihnen heirateten, ließen sie für ihre zahlreichen einstigen
Verehrerinnen uninteressant werden. -
Nun, ich bin mir nicht sicher, ob das neuerliche Aufflackern dieses Phänomens
- Tokio Hotel zuzuschreiben ist oder ob finanzielle Gründe schuld daran sind,
aber Tatsache ist, dass sich erst Take That wieder reformiert haben,
(allerdings ohne Magnat Robby Williams), gefolgt von den Backstreet
Boys. Und seit kurzem steht fest, dass es auch die New Kids On The Block
wieder gibt. – Die Frage ist nur: ist das noch dasselbe wie vor 10
oder gar 15 Jahren. Die Mitglieder der genannten Formationen sind inzwischen
ausgewachsene Mannsbilder, mit Charakterköpfen. Können jene einstigen
Jugendidole immer noch die Augen der 14- 18 jährigen Girlies zum Glänzen
bringen? Nun, ich habe mir für heute Abend vorgenommen, diesen Umständen
auf den Grund zu gehen.- Na ja, sagen wir mal so, - ein netter kleiner
Fotoauftrag eines Magazins hat auch noch gewinkt. Also macht unsereins, also
die Fotografenzunft das ja ohnehin gern, egal wer da oben aufgeigt. Es winkt einmal mehr eine
Fotolizenz, seitens des Bandmanagements, die es zu unterzeichnen gilt, bevor
wir unsere Gerätschaften in den Fotograben der Olympiahalle befördern. –
Aber was muss mein wachsames Auge sofort feststellen....? Die Zuhörerschaft
heute Abend in diesem Venue, in das normalerweise 12.000 Leute rein passen,
hält sich leider mehr als deutlich in Grenzen. Ich schätze mal grob, dass
sich nicht mehr als 2.800 weibliche und vielleicht 200 männliche Gäste
eingfunden haben. Das ist bitter, erinnere ich mich doch noch an Auftritte
in der selben Halle vor ausverkauftem Haus. Nun, zumindest eines ist gleich
geblieben zu damals. Es befindet sich nach wie vor kein einziges männliches
Individuum in der ersten Reihe. Und das Geschrei ist unbeschreiblich groß,
als das Licht ausgeht. -
Aber halt, erst mal sind die deutschen Youngsters von ‚Stanfour’ dran
mit einer 40 minütigen Einlage.
|
|
|
Zwar geben sie 1994 als ihr Gründungsjahr
an. Aber die Debütsingle ‚Do It All’ erschien erst im vergangenen Jahr,
gefolgt von desgleichen namens ‚For All Lovers’. Und gerade erschien das
komplette Album ‚Wild Life’. Als Support fungierten Stanfour bereits für
John Fogerty in der Vergangenheit. Jetzt sind es eben die Backstreet Boys,
die sie auf deren Tour begleiten. –
Sie werden zwar nicht ganz so enthusiastisch aufgenommen wie die Stars des
Abends, aber es zeigt sich doch, und das vor allem hörbar, dass die Jungs
von der Insel Föhr keine sooooo Unbekannte mehr sind. Der Stiefel steht und
fällt vor allem mit Frontboy Konstantin Rethwisch, der wie ein Derwisch über
die Bühne fegt und immer wieder in die Knie geht zwischendurch. Kommt ganz
gut, muss ich sagen. Bruder Alexander Rethwisch äugt hinterm keyboard
hervor. An der einen Gitarre zupft Eike
Lüchow, an der anderen -
Christian Lidsba. Ferner sind für Sessions und Livegigs noch Tommy
Andersson am Bass und Schlagzeuger Kasper Lindgren engagiert. Fest steht,
die Musik von Stanfour ist handgemacht und auch live gespielt. (Anm. weiß
man ja nie so sicher bei dieser Kategorie von Bands :-))
Aber die Melodien stechen nicht wesentlich hervor, und ehrlich gestanden
kann ich hinterher einzelne Tracks nicht mehr auseinander dividieren.
|
|
|
Somit
auch mein Fazit: typische Boyband Musik nach dem herkömmlichen Strickmuster
mit dem Schwerpunkt auf den visuellen Aspekt gelegt. Zumindest spielen sie
ihre Instrumente selbst, und das beherrschen sie auch... Alle Achtung!
http://www.stanfour.com/
Dann wird’s spannend, samt schwarzem Vorhang und die, für die Mädels,
nicht enden wollende Umbaupause.
Und jawohl – here we go, der Curtain fällt und der Boxring wird nach
vorne geschoben, ich welchem Howie Dorough, Alexander James Mclean, Brian
Littrell und Nick Carter zum imaginären Boxkampf antreten und dazu ihren
Gassenhauer ‚Larger Than Life’ schmettern.
|
|
|
Kevin Richardson ist ja
bekanntlich vor 2 Jahren ausgestiegen. Offiziell getrennt waren die
Backstreet Boys übrigens nie. Es fand nur so etwas wie eine kreative Pause
statt, und speziell Nick Carter konzentrierte sich auf eine Solokarriere,
die aber nicht so recht fruchten wollte. Tja, es zieht halt nun nicht jeder
das große Los eines Robbie Williams. -
’Unbreakable’ erblickte das Licht der Welt im vergangenen Oktober und
erzielte bis jetzt 1.3 Mill. Plattenverkäufe. Hört sich viel an, ist es
aber nicht. Verglichen mit dem Album ‚Millenium’ aus dem Jahr 1999 mit
30 Mill. verscherbelten Einheiten, nimmt sich das geradezu als Tropfen auf
dem berühmten heißen Stein aus. Aber gut, wir rechnen hier jetzt in
einigen Größenordnungen höher, als bei den meisten Rockbands. Traurig
aber wahr. –
Back to the action hier, und eines muss man dieser Produktion
hier lassen. Die Choreographie ist nahezu perfekt. Hier sitzt jeder Schritt,
jede Bewegung und einfach alles. – Übrigens, die Nummer ‚Larger than
Life’ hat was, das ist nicht zu bestreiten. Ich könnte mir vorstellen,
wenn dieser Song mit einem Hardrock Riff unterlegt wäre, würde das richtig
gut runter gehen. Tut es aber auch so, - muss ich gestehen..... Im weiteren
Verlauf der Show erhält jeder der Burschis seine Soloeinlage, wobei Nick
Carter am besten die Popstar Attitüde an den Tag legt. Abgesehen davon verändert
sich auch das Bühnenbild von Song zu Song. Performt wird einmal am
Kartentisch beim pokern, dann wieder auf Barhockern, die vorne auf der Bühne
postiert sind. Nein, man kann nicht behaupten, dass der Zauber langweilig
ist. Ach ja, und wahrscheinlich wurde auch hier live gesungen. Zumindest was
ich so heraus gehört habe. Begleitet werden die Backstreet Boys von einer
7köpfigen Backgroundband.
|
|
|
Viel mehr gibt’s hier nicht zu sagen, außer dass 2.500 Girls einen ebenso
hohen Geräuschpegel in Sachen Kreischen hinlegen können, als wenn hier
12.000 gewesen wären. Und auch wenn Nick, Brian, Alexander und Howie
deutlich erwachsener wirken wie zu den glorreichen Zeiten, so ziehen sie die
weibliche Klientee trotzdem immer noch an, wie der Honig die Bienen. Der
Schwarm ist nur deutlich geschrumpft, was aber eher dem gegenwärtigen
Zeitgeist entspricht. Für Tokiohotel Fans sind die Backstreet Boys zu alt.
Und deren einstigen Verehrerinnen sind zum Teil auf ganz natürliche Art und
Weise dieser Phase entwachsen.http://www.backstreetboys.de/
Ich für meinen Teil, mache nach ca. einer Stunde die Fliege, und sause bei
dichtem Schneegestöber gegen 22 Uhr von der Olympiahalle im Norden Münchens
zum Metropolis in der Kultfabrik gleich hinterm Ostbahnhof, um dort noch ein
bisserl vom Kuchen, bzw. exzellenten Gitarrenspiels eines Eric Sardinas mit
zukriegen. – Tue ich auch...... – siehe Review
312.......
|