Ja, das passt ja wie die Faust aufs Auge. Pünktlich zum katholischen
Freudenfest der Liebe, auch genannt Weihnachten, werden wir von sämtlichen
Herrlichkeiten, die die Black Metal Szene zu bieten hat, gnadenlos überrollt.
Was für ein Augenschmaus und noch mehr Klingeling für die Ohren, da
bleiben wirklich keine Wünsche mehr offen. Nun zumindest für
diejenigen unter uns, die auf jene lieblichen Moder-Melodien aus dem Düsterkämmerlein
abfahren. Eieiei, bei diesem Tete a Tete
sämtlicher Supermodels von Down Below gibt sich wieder mal das
Who Is Who der Black Metal
Hautevolee
die Ehre und beglückt uns mit ihren großen drei M’s,
sprich Mode, Make-up und Musik. Nun, vorausgesetzt man kann letzteres überhaupt
als Musik in dem Sinn bezeichnen. Aber
das sei mal dahingestellt. Denn es lässt sich keinesfalls bestreiten,
dass sich jene Art von Kunst einer zunehmenden Beliebtheit erfreut hier
in Deutschland. Und Trends sollte man ausschlachten so lange sie präsent
sind. Also nix wie ran an die Schlachtbank zum fröhlichen Gemetzel im
666stel Takt in unserem Münchner Backstage Werk, samt umgekehrten
Kruzifixen und einem Unheiligenschein. Und klar doch.... der
Satanstempel hier ist brechend voll mit Gruftis und Fanclub- Mitgliedern
zum Erhalt der Fledermaus-Kultur. Cerberus, Kastor und Pollux bellen zum
Gebet, und Orpheus entsteigt der Unterwelt, um der Fegefeuerparty den
letzten Pfiff zu verpfeffern.
Die erste Strophe des Sakrilegs geht an mir vorbei und die zweite wird
kurzfristig eliminiert von der Liste. Es handelt sich dabei um Septic
Flesh die die Ehre des Openers inne hatten.
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Mit meinem Eintreffen am Ort der abendlichen Verdammnis, erklimmen just
gerade ‚Moonspell’ den Altar, um uns ihrerseits düstere Visionen
portugiesischer Gothic Kultur näher zu bringen.
Und hiermit haben wir auch die einzigen
Vertreter darstellender Kunst heute Abend, die musikalisch ein wenig aus
dem Rahmen springen. Nicht Black Metal sondern Gothic Metal zelebrieren
Fernando
Ribeiro und seine Trauerweiden.Und das machen sie gar nicht mal so übel.
So enthält Moonspells Musik doch deutlich erkennbare Melodien
-Strukturen mit klarem Wiedererkennungswert. Und verglichen zum letzten
Besuch hier in der bayerischen Landeshauptstadt, schneiden sie heute
deutlich besser ab. Auweia war das ein Alptraum, als die Band im April
2007 als Headliner hier war, und das zahlreich-erschienene Publikum nach
dem Set von Napalm Death nach Hause gingen, weil sie rein nur wegen
jenen gekommen waren. Und Moonspell mussten dann vor kargen 50 Seelen
ihr Set runter geigen. (Review
von damals) Fest steht, das kann uns diesmal nicht passieren. Denn
nach ihrer Show folgen noch zwei Düster-Party-Kapellen. Und es ist
nicht zu eruieren, wegen welcher Band, all unsere Münchner Adams Family
Abkömmlinge ihre Aufwartung nun gemacht haben.
Auf alle Fälle
werden Moonspell gut angenommen und fühlen sich mit Sicherheit beim
neuerlichen Einstand, im selben Venue übrigens, heute deutlich wohler.
http://www.moonspell.com
Als nächstes sind meine ganz speziellen Freunde der Nacht dran, nämlich
Gorgoroth, der Alptraum jeder Schwiegermutter in Spe und Schrecken
vornehmer Highsociety.
Mindestens 3x hab’ ich jetzt schon unsere
Supermodels der teuflischen Subkultur bestaunt. Und ein ums andere Mal
bin ich wieder sprachlos, wie gut das Unterweltsgebrummel von Gaahl und
seinen Nachtschattengewächsen ankommt. Die Bühnenshow hat man seit
geraumer Zeit etwas aufgepeppt in Form von schnittig-grazilen Quer- und
Längsbalken aus gediegenem Buchenholz (oder is’ es Eiche – auch
egal...) und ein paar Nackedeis, sowohl der männlichen als auch
weiblichen Sorte (ist nicht zu übersehen) daran aufgebandelt. Die Bühnenstaffage
ist wieder mal perfekt. Auweia, wenn das unsere Münchner Stadtväter
rechtzeitig gerochen hätten, dann wär’ die Lunte schneller wieder
abgekabelt worden, als dass die Kruzifixe aufrecht da standen. Haben sie
aber nicht, und so zelebrieren Gorgoroth eine weitere Variante ihrer
Spukshow, an der sich, mal abgesehen von Bühnen Outfit nicht viel verändert
hat.
Man übt sich nach wie vor in der selben vornehmen Blässe dank
CoCo Chanel Make up wie schon beim letzten und vorletzten Mal.
Und
Othello, äh sorry.... Front-Paradiesvogel
Gaahl zeigt uns unzählige Male seinen ausgestreckten, gepflegt-manikürten
Zeige- und kleinen Fingernagel während er die bandeigenen 12
Unterweltsgebote oral runter orgelt. Und ich stehe immer noch hilflos da
und versuche aus Gorgoroths akustischer Weltanschauung auch nur das
allerkleinste Hohe C und Tiefe D raus zu kristallisieren. Gelingt mir
aber leider wieder nicht wirklich. Und so komme ich abschließend, wie
immer, zur einzigen einleuchtenden Schlussfolgerung, warum ich mir die
norwegischen Schreckgespenster einmal mehr angetan habe....
Man kann halten von ihnen was man will, aber einen gewissen
Unterhaltungswert kann man ihnen auf keinen Fall abstreiten. Und mit
etwas Humor und genügend Ohropax, sind Gorgoroth durchaus eine amüsante
Unterhaltung wert. Und herzlich gelacht hab’ ich auch diesmal
wieder.... so what...?!
PS: Na ja, nachts möchte ich dieser Unterwelts-Nachtigall vielleicht nicht allein begegnen, - oder doch?!

so
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...... oder so
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http://www.gorgoroth.org/
Und last but not least sind auch Cradle of Filth wieder aus Good Old
Britain zu uns über den Kanal rüber geplanscht, um uns mit ihren
neuesten Chansons de la’ noir zu beglücken.
Und die Band schließt
den internationalen (Portugal, Norwegen und England) Reigen dieser
Darkest Hour Filth Fest Tour. Daniel ‚Filth’ Loyd Davey zeigt sich
mit neuem Haircut in herkömmlicher Pose, diesmal großteils dezent im
Hintergrund platziert, wo er sich theatralisch in der bandeigenen
Lichtbild Projektion sonnt. Unterstrichen und hervorgehoben wird seine
Herrlichkeit durch zwei überdimensionale Sternspritzer, die wohl
weniger dazu dienen, die derzeitige Adventsstimmung zu untermalen.
Ansonsten dominieren auf dem Opferaltar vor allem zarte Blau- und Grüntöne,
mit einigen Nuancen zu tiefstem Schwarz zur großen Freude aller
Fotografen inklusive meiner selbst. Und wir stürzen uns mit Kamikaze
Eifer ins Knipsgefecht und versuchen verzweifelt die Höllen - Szenerie
so gut es irgendwie geht, ohne Blitz einzufangen. Denn mittels Flash würde
hierbei die Aura und das Unterweltsambiente gnadenlos verfälscht, bzw.
vernichtet werden. Und das will man nun auch wieder nicht provozieren.
Eines muss man den Brüdern lassen. Sie sind zweifelsohne äußerst
fotogen und Danis Posing auf dem Catwalk ist schon fast Hollywood-reif.
Die Callas (Operndiva 1923 – 1977)
lässt grüßen was die, in den höchsten Tönen, gekreischten
Wiegenarien betreffen, und lässt sogar mitunter Ansätze zu einer
harmonischen Reihenfolge von Tönen erkennen. ‚Godspeed On The
Devil’s Thunder’ heißt das aktuelle Bibelkapitel der englischen
Lords of the Darkness. Und jenes ist einmal mehr im gehobenen Ton der
Black Metal Society verfasst. Die
generelle Schwierigkeit bei den fröhlich-dunklen Botschaften von Cradle
of Filth ist die Tatsache, dass Dani sich (auch im täglichen Leben)
eines sehr anspruchsvollem Queens-English bedient, und man für seine
Liedtexte fast schon über ein literarisch-philosophisch,- gehobenes
Grundwissens verfügen muss, um überhaupt eine Zeile zu kapieren.
Andererseits spielt das bei einer Live Show keine Rolle. Denn auch nur
eine Silbe von Danis Tenor-Gezwitscher zu verstehen, dürfte schwieriger
sein, als den Teufel mit Petrus kegeln zu lassen. Aber pfeif drauf,
Hauptsache Rumpelstitzchen vollführt da oben seinen Spitzentanz und
erfreut uns mit seiner visuellen und akustischen Präsenz.
However,
beeindruckend ist das Schauspiel auf seine Art und Weise allemal hier im
Gruselkabinett – Backstage Werk. Und hinterher gibt’s wieder die
obligatorische Cup of Tea with Milk, so wie es sich für einen richtigen
English Gentleman gehört.
Well,
well very nice indeed…. Und jetzt schwimmen wir
wieder über den Kanal zurück und feiern fröhliche Weihnachten…
http://www.cradleoffilth.com/
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