399



Gerade mal ein Jahr und drei Monate ist es her, dass die Kaiser Chiefs das letzte Mal unsere bayerische Landeshauptstadt beehrt haben. Damals war’s im ungeliebten Zenith. Dieses Mal ist es die Tonhalle, die herhalten muss für das Szenario der jungen Engländer. Ich schätze die Besucherzahl mal grob auf nicht ganz 2.000, ein paar gefaltete mehr oder weniger – who cares.... Fakt ist, die Bude ist rappelvoll, und ich sage immer: lieber eine kleinere Location gut gefüllt, als eine große – halbleer. Allerdings, wenn man bedenkt, dass die Kaiser Chiefs in ihrer Heimat Großbritannien momentan Stadien mit, bis zu 30.000 Fans füllen, dann stellt das hier wahrscheinlich für die Brüder mehr oder weniger ein Clubgig mit intimer Atmosphäre dar. Aber die Jungs sind professionell genug, auch 2.000 Freaks so zu würdigen, als wären es 20.000. Ergo, die Stimmung ist wieder einmal saugut und ready for action.

Was mir diesmal, im Gegensatz zum letzten Mal sofort auffällt, ist die Tatsache, dass nicht nur Youngsters den Weg hier her gefunden haben, sondern, dass auch so manches ältere Semester, sei es aus purer Neugier oder dank eines leisen Tipps seines Nachwuchses auf diese Poprock Band aus England aufmerksam geworden ist. Und sei’s drum. In den meisten Radiostationen wird die Musik der Kaiser Chiefs rauf und runter gespielt, weil sie nicht zu hart, und sehr kommerziell ist mit hohem Mitsingfaktor.

Zwischen dem letzten Einstand hier und jetzt, hat auch ein neues Album namens ‚Off with Their Heads’, das insgesamt dritte der Band, das Licht der Welt erblickt. Bei uns nicht ganz so erfolgreich wie auf der Insel, wird aber auch hier der rote Faden weiter gesponnen, was die Stilistik betrifft. Und klar doch, warum sollte man ein galoppierendes Pferd nur traben lassen, wenn es auch sprinten kann. Ihr versteht, was ich meine.
Ums klar und deutlich zu sagen, die Kaiser Chiefs gehören spätestens seit ihrem großen Hit ‚Ruby’ vom
2007 er Album ‚Yours Truly, Angry Mob’ zu den größten Nachwuchshoffnungen was der Pop-Rock zu bieten hat. Und immerhin gibt es die Angelsachsen jetzt schon sechs Jahre.

Bitte steinigt mich nicht, aber ich habe wieder einmal die Supportband vereiert, die den, fast unaussprechbaren Namen ‚DANANANANAYKROYD’ trägt und aus Schottland, genauer definiert, aus Glasgow stammt. Und ich treffe genau rechtzeitig zum Glockenschlag, Punkt 21 Uhr ein, um während der ersten drei Hymnen die mehr oder weniger schlanken Silhouetten von Sänger Ricky Wilson, Gitarrist Andrew ‚Whitey’ White, Bassist Simon Rix, Keyboarder Nick ‚Peanuts’ Baines und Schlagzeuger Nick Hodgsen im Bild fest zu halten. Und das ist gar nicht so einfach. Denn wie ich schon in der Live Review vom Oktober 2007 geschrieben habe, ist speziell Ricky Wilson hyperaktiv da oben und steht keine Millisekunde still an einem Stecknadelkopf. Dazu noch schwierige Lichtverhältnisse, und schon wird der fotografische Sprint zum akrobatischen Hochseilakt. -
Die Band kämpft sich durch ihr gesamtes Songspektrum mit, selbstredend, Schwerpunkt – neues Album.


'You Want History'
live in München

Dank der überirdischen physischen Verausgabung falles allerdings die Pausen zwischen den einzelnen Stücken etwas länger aus. Dies wiederum lässt die Show, wie soll ich es beschreiben, ein wenig abgehackt wirken. Einer der Höhepunkte, und der findet schon als fünfter Song auf der Setliste statt, wie könnte es anders sein – „Ruby“, die Nummer, die eigentlich jeder erkennt, auch wenn ihm die Kaiser Chiefs ansonsten nur vom hören-sagen ein Begriff sind.


'Ruby'
live in München

Auch anschließend lässt das Programm der Band keine Wünsche offen. Und die Fans hier drinnen feiern eine einzige große Party. Im Prinzip fühlt es sich genauso an, wie ein gutes Konzert, und seine einhergehende Stimmung sein sollte. Die Kaiser Chiefs bieten zwar keine anspruchsvolle, oder gar schwierige musikalische Palette. Aber sie haben den Knopf gedrückt zum kommerziellen, Gute Laune Stoff, der rockt und mitreißt. Und seien wir mal ehrlich – was will man mehr, um einen guten Abend verleben zu können?!!!
Und sie haben dies wohl auch noch bis zum Schluss weiter durchgezogen, den ich aber nicht mehr miterlebt habe. 
http://www.kaiserchiefs.co.uk/ 

Denn nach ca. 45 Minuten setze ich, doch etwas schweren Herzens, die Segel und schippere nach nebenan ins Metropolis zu Don Airey (Deep Purple Keyboarder) der dort zeitgleich einen Soloeinstand gibt, und von dem ich dann die zweiten 45 Minuten noch mitkriege. Und es kommt mir vor, als ob ich in Minutenschnelle einen Generationenwechsel durchwandere –
hier.