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Nun, ich denke, nachdem ich diesen Mann bereits in meiner Live Review von 2007 ausführlich beschrieben habe, erspare ich mir diesmal weitere Details. Eigentlich war geplant, dass ich mir dieses Event jetzt auch in München ansehe. Aber aus organisatorischen Gründen sehe ich mich veranlasst, das Ganze einen Tag vorzuziehen, und mir den Termin in Augsburg rein zu ziehen. Nun, sagen wir mal so, - Gott sei Dank tritt Russ Ballard just vorher im nicht allzu weit entfernten Augsburg auf, denn sonst hätte ich ihn diesmal gar nicht sehen können. Aber da die 45 Minuten Autofahrt nun wirklich keine Weltreise sind, nehme ich die Chance wahr und gondle dort hin. Mein Dank gilt vor allem ASS Promotion in Hamburg und der netten Dame vom Spectrum Club, die mir beim umorganisieren geholfen haben.

Mich verbindet eine über-20jährige Freundschaft mit Russ. Und das ist auch der Hauptgrund, warum ich mir den Umstand antue, weniger wegen der Tatsache, dass die Story nebst Fotos auch einem Magazin zugute kommen soll. Das nur nebenbei bemerkt.
Ihr alle kennt Russ Ballard, entweder bewusst oder unbewusst. Ich sage nur: ‚God Gave Rock’n’Roll To You’, das von Kiss erst so richtig in Szene gesetzt wurde, oder etliche Songs von Rainbow, Santana u.a., - die alle aus der Feder von eben Russ Ballard stammen.
Und ums noch 3x rot zu unterstreichen.... Russ ist in erster Linie einer der besten Songwriter, die der moderne Rock’n’Roll aufzuweisen hat. Er ist ein 1A Musiker, aber nicht so sehr ein Live Performer. Obwohl ich sagen muss, bei den 4 Malen, die ich ihn bislang live auf einer Bühne erlebt habe, hat er sich jedes Mal ein wenig gesteigert in seinem allgemeinen Selbstbewusstsein. Das Ganze rührt wahrscheinlich daher, dass er viele, lange Jahre überhaupt nicht live aufgetreten war. Aber just vor einigen Jahren hat ihn dieses alte Feuer wieder gepackt, den Drang wieder im Rampenlicht zu stehen, wenngleich auch nur in kleinem Rahmen.

Aber vor allen Dingen ist es erst mal fürchterlich heiß hier drinnen in Augsburgs Nr.1. Rockclub. Man bekommt die Sauna quasi frei Haus mitgeliefert, was teils sicherlich an den warmen Außentemperaturen liegt. Die Gastronomie freut sich heute mit Sicherheit, dank des vermehrten Flüssigkeitsbedarfs. Mit ca. 200 Gästen wirkt die Räumlichkeit oberflächlich auch ganz gut gefüllt. Ich muss gestehen, ich treffe ein wenig verspätet ein dank eines vorhergehenden Termins in München. Aber mir bleibt immer noch gut über eine Stunde, um Russ Ballards Live Präsenz 2009 zu beurteilen. Und nein, ich lasse mich keineswegs subjektiv beeinflussen, nur weil der Herr ein guter Bekannter ist, keine Sorge. Ich konnte in der Hinsicht schon immer sehr neutral urteilen und gehöre keineswegs zu den typischen Die Hard Fans eines Künstler, die immer jubeln, egal was da oben passiert.- Im Gegenteil, ich bemühe mich, auch bei Musikern, die mir persönlich nicht so liegen, heraus zu finden, ob jene nun gut oder schlecht sind da oben... Wenn Ihr versteht was ich meine.

Der Song, der den Auftakt zu diesem Set gibt, und den ich selbst nicht erlebe, gehört zu meinen frühesten Erinnerungen an diesen Mann. ‚Rene Didn’t Do It’  nennt sich der Track und ist auf dem, meiner Meinung nach, besten Russ Ballard Album ‚Barnet Dogs’ von 1978 enthalten. Und genau in dem Jahr habe ich damals die Langspielplatte in einem kleinen Laden in Innsbruck erstanden. Und das war auch noch purer Zufall. Denn eigentlich war und bin ich noch immer ein großer Fan von Roger Daltrey (The Who) und sammelte dessen sämtliche Soloscheiben. Und auf diesen Platten fiel mir der Name Russ Ballard, der fast unter jedem 2ten Song stand,  das erste Mal bewusst auf. Als  ich dann rein zufällig ‚Barnet Dogs’ in den Händen hielt, habe ich das Teil gekauft, ohne mit der Wimper zu zucken, geschweige denn, rein zu hören. Und von da an sammelte ich alles was mit Russ Ballard zu tun hatte. In den, insgesamt fünf Jahren, die ich in London verbracht habe, habe ich stets die Augen und Ohren offen gehalten, ob dieser Musiker irgendwo- und wann mal wieder auftaucht. Es handelte sich da noch immer um die sogenannte stille Phase dieses Künstlers. Zu der Zeit war ich schon als Musikjournalistin tätig. Erst bei einem Konzert der Band Magnum in der Wembley Arena 1989 war es mir vergönnt, bei der Aftershow Party die Bekanntschaft von Russ Ballard zu machen. Und daraus ist dann eine langjährige Freundschaft geworden. Dies alles jetzt nur am Rande und so nebenbei erwähnt.

Wie oben schon erwähnt, hat sich der gute Mann zwar inzwischen wieder um einiges besser eingelebt in die Livearbeit, aber von Perfektion kann hier noch lange nicht die Rede sein. So versucht er sich mitunter in zusätzlichen Gitarren-Experimenten, die nicht immer ganz lupenrein sind, und die Band verpasst auch mitunter mal den exakten Einsatz. Aber im Endeffekt siegt die Spielfreude, die andererseits wiederum unter der Hitze hier drinnen etwas leidet. Neu in der Band ist übrigens Bassist Bob Skeat, den vielleicht mancher von Euch von Wishbone Ash her kennt.  Ansonsten ist alles beim Alten geblieben. Bob Henrit, den Russ nach eigener Aussage seit 1959 kennt, am Schlagzeug, Steve Smith am Keyboard und Chris Winter an der 2.Gitarre,Keyb.Sax. –

Das heutige Programm ist fast ein komplettes, akustisches De Ja Vu Erlebnis. Russ erinnert an alte Argent Tage mit deren bekanntesten Hit ‚Hold Your Head Up’. Und auch hier gilt: auch wenn viele Fans mit Argent nichts anfangen können, so hat doch diese Melodie absoluten Wiedererkennungswert. Im Medley (siehe Clip) fasst Russ etliche seiner Songs zusammen, mit denen andere Künstler in der Vergangenheit erfolgreiche Hits hatten.

Danach folgt wieder ein Track vom ‚Barnet Dogs’ Album, nämlich ‚On The Rebound’. Mit dem darauffolgenden ‚Voices’ hatte Russ wohl seinen größten Solohit, und mit dem anschließenden ‚God Gave Rock’n’Roll To You’ hatte er den größten Erfolg durch einen anderen Künstler, nämlich Kiss. Aber das wissen die meisten von Euch ohnehin. Und um noch eins drauf zu setzen ist da ‚Since You’ve Been Gone’, das die breite Rockfan Gemeinde eher von Rainbow kennt, als vom Schöpfer dieses Titels.


Dieser Schnappschuss stammt von Kollege Th.Henzler, der um einiges günstiger stand als ich, um diese Einlage
optimal einzufangen.

Tja was soll ich sagen.... Vom Künstlerischen her, ist dieses Konzert beileibe alles andere als perfekt und auch mit dem einen oder anderen kleinen Schönheitsfehler behaftet was die Instrumentalität betrifft. Andererseits heißt das aber auch noch lange nicht, dass es total daneben ist, keine Angst. Aber dank all dieser genialen Songs, die dieser Mann kreiert hat im Laufe seines bisherigen Musikerlebens, feiern wir hier einmal mehr eine, fast schon, sentimentale Nostalgieparty, die so manches wieder wett macht. Ergo: wenn man’s über den  Daumen peilt, dann hat es im Endeffekt doch jedem hier recht gut gefallen.

Doch Moment mal, eines gibt’s denn doch von meiner persönlichen Seite aus zu beanstanden, genauso wie beim letzten Mal. Mein absoluter Lieblingssong von Russ Ballard hat wieder einmal auf der Setliste gefehlt. Und der fängt so an: „She came in the night, in a raging storm, the wind called her name,and it rained till the dawn. The men from the town the gathered round, does anybody know where that girl was found……” 
http://www.russ-ballard.com/

Im Diary sind noch einige Aftershow Schnappschüsse zu finden