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Vor ca. einem halben Jahr war Russ Ballard schon einmal hier in München, um uns im Rahmen eines Akustik Sets im kleinen Ambiente der Monofaktur seine neue Scheibe ‚Book Of Love’ vorzustellen. Damals waren es gerade mal 100 Seelen, die den Weg da hin gefunden hatten und sich schlichtweg begeistert zeigten vom Können und von der Musik eines der unterbewertendsten Künstlern unserer Zeit.
Hier könnt Ihr noch mal das Event von damals nachlesen inklusive der Infos zur Person Russ Ballard.
Heute in der großen Elserhalle, sechs Monate später, sind es satte 1.300 Musik-Freaks, die letztendlich aufgewacht sind. Und jawohl, er hat diese Resonanz wahrlich verdient. Wär hätte das gedacht. Am allerwenigsten er selbst wahrscheinlich. – Danke also an den Promoter, danke an die Medien, und vor allem danke an all die Leute, die heute Abend hier sind.

                                           
Eingeleitet wird das Spektakel von unserem Münchner Haus- und Hof Bluesrocker Rev. Rusty & The Case, der sich die größte Mühe gibt, all den anwesenden Mainstream AOR Fans den Blues etwas schmackhaft zu machen. Und es gelingt ihm tatsächlich die Aufmerksamkeit der meisten Gäste zu erwerben inklusive gebührendem Applaus. Es lässt nur zu wünschen übrig, dass die Leute auf den Geschmack kommen, und sich Rusty demnächst auch einmal in einem vollen Set und solo rein ziehen. Denn verdient hat er die Beachtung allemal, ist er doch ein wahres Naturtalent und hilft mit, den Blues in Bayern am Leben zu erhalten. Also auf geht’s Buam. Das nächste Mal könnt Ihr Rusty live am 09.06. im Brückerl in Langwied live erleben. Zahlreiches Erscheinen wäre wünschenswert. Bravo Rusty, - wie immer eine bodenständige Performance inklusive cool-lässiger englischer Inbetweenies - Kommentare. und das sag ich jetzt nicht nur alles, weil'd a Spezi von mir bist, - hoast mi?!!!

Ich habe Russ Ballard bislang drei  Mal live erlebt. Einmal in England bei einem Pub-Gig, einmal in Bayern bei einem Open Air Konzert und vor einem Jahr die Akustik-Einlage. Meine erste Russ Ballard Scheibe hab’ ich 1980 erstanden, und persönlich kenne ich ihn nunmehr ebenfalls seit fast 20 Jahren, und das sehr gut. Aber heute sehe ich Russ das erste Mal live on stage bei einem vollen Konzert auf relativ großer Bühne. Und um ehrlich zu sein, ich hatte einige Bedenken diesbezüglich, da ich weiß, was für ein introvertierter, und sehr ruhiger Mensch Russ eigentlich ist. Für eine Akustikshow mag das ja auch ganz okay sein, - aber genügt diese Aura auch für ein energiegeladenes Rockkonzert mit Full Power? Ich war mir nicht sicher, denn damals auf diesem Open Air Festival sprang der Funke nicht wirklich über dank jener Zurückhaltung.


Aber spätestens nach einer Minute sind all meine Bedenken in die Sahara verstreut, denn das hier ist ein anderer Russ Ballard, ein Energiebündel ohnegleichen, das über die Bühne wirbelt und wirkt, als ob er eben mal mindestens 30 Jahre jünger geworden ist. Und er beginnt das Set straight mit einer fetzigen Rocknummer ‚Rene Didn’t Do It’ vom Barnet Dogs Album, übrigens mein persönlicher Favorite. Es lässt mich leise schmunzeln, denn mit dieser ersten Nummer hat er den Leuten den Wind aus den Segeln genommen, wie man so schön sagt. Denn die meisten hier kennen seine Musik allenfalls seit dem schwarzen Album her, auf dem sein größter Hit ‚Voices’ enthalten ist. Mit diesem Longplayer sind die Töne des Musikers im allgemeinen leiser geworden. Fragt man ihn nach den Gründen dafür, gibt er sein Alter, und die damit einhergehende Lebenseinstellung zur Antwort. 
Kurz und gut, die wenigstens wissen, dass Russ auch richtig rocken kann. Und das tut er heute nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit seiner Liveappearance. Heiliger Krambambuli, da bleibt Onkel Otto die Spucke in der rechten Mandelfalte stecken.  Kaum zu glauben, dass dieser schmächtige Wichtl da oben schon 61 Lenze zählt. Im Gegenteil, anhand der allgemeinen Konstitution gibt man ihm locker 15 Jahre weniger. Der Jungbrunnen sprudelt und schießt seine Fontäne ab, mit full Energy. Dass der allgmeine Sound nicht unbedingt der allerbeste ist, will ich wieder mal nur am Rande erwähnen.

                                               

Mit on Stage – sein alter Freund und Kupferstecher Bob Henrit, der seit den 60ern an seiner Seite steht und die Felle klopft. Von Argent bis zum heutigen Tag, Bob war und ist immer present. Ebenfalls dabei Chris Winter an Gitarre und Keyboard, Steve Jones auch am Keyboard und last but not least am Bass Chris Childs, der für Russ Ballard bei seiner Band Thunder eine Pause eingelegt hat.

Russ unterhält die Leute u.a. mit einem Medley aus Songs, die er vor allem für andere Bands geschrieben hat, z.B. ‚So You Win Again’, mit dem Hot Chocolate einen Hit hatten, ‚New York Groove’ mit dem Hello brillierten oder ‚Since you’ve been Gone’ das Rainbow eine Chartplatzierung verschaffte. Aber der absolute Höhepunkt und die daraus resultierende Resonanz kommt mit ‚God Gave Rock’n’Roll To You’ – Kiss sei Dank. Ein weiterer Knaller ist ‚On The Rebound’ ebenfalls vom Barnet Dogs Album, selbstredend ‚Voices’ und klar doch...., das neue Album ‚Book Of Love’ kommt auch nicht zu kurz.


                                                                           

Und dann holt Russ eine Tochter on stage, die ihn just heute in München mit einem Überraschungsbesuch vom Hocker geholt hatte. Man muss dazu sagen, dass die, inzwischen 28jährige Karis noch nie in ihrem Leben vorher ein Flugzeug bestiegen hat, da sie unter chronischer Flugangst leidet. – Die Überwindung hat sie viel Kraft gekostet, aber die Freudentränen ihres Daddys waren den Kraftakt wert.
Mit dieser Aktion, dem zahlreich erschienen Publikum, und der riesigen Resonanz, ist der Auftritt hier in München für Russ selbst, bestimmt der schönste gewesen während dieser Tour. Da bin nicht nur ich mir 100%ig sicher. Für uns war der Gig  Nostalgie und Unterhaltung, wenn auch nicht eine musikalische Meisterleistung im herkömmlichen Sinn. Aber manchmal rücken solche Aspekte wie der letztere in den Hintergrund, wenn der Spaß an der Sache vorhanden ist. Vielleicht sollte Russ seine Live Arbeit um ein vielfaches intensivieren, damit die Routine wieder vollends zurück kehrt. 
Und deshalb, hoffen wir, dass das Konzert von  heute eine Fortsetzung findet und Russ uns bald wieder beehrt.

Eine Kleinigkeit hab ich dann doch noch zu bemängeln.
Mein Lieblingssong stand wieder nicht auf der Setlist.....
.... she came in the night in a raging storm, the wind called her name and it rained ‘till the dawn. The men from the town the gathered round, does anybody know where that girl was found….....

Karis, das passt doch zu Dir, oder?! Der Song erschien übrigens in dem Jahr als Du geboren wurdest...   See you soon....
http://www.russ-ballard.com/

                                                                                                       
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