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Ja, man könnte tatsächlich meinen, wir befinden uns in der schummrigen Atmosphäre des Titty Twister Clubs, irgendwo nahe der mexikanischen Grenze im Nirgendwo. Das Ambiente stimmt, und auch die meist, dunkelrote oder blaue Beleuchtung - (zum Leidwesen von uns Fotografen) innerhalb derer sich die teils, verwegenen Gestalten da oben schemenhaft abheben. Und über allem hängt eine, fast schon  magische sexuelle Anziehungskraft. Das einzige was noch fehlt, um die Atmosphäre zu komplettieren, wäre der süßliche Marihuana Geruch,,die Vampierzähne und natürlich eine unheimlich schöne Salma Hayek, die zum Schlangentanz ansetzt. Oh wie gern erinnern wir uns nur an das Robert Rodgriguez/Quentin Tarantino Kultmovie ‚From Dusk ‚Till Dawn’ von 1996, in dem Tito & Tarantula zwischen all den gespenstischen Zombies ihr blutunterlaufenes Gastspiel geben. Und Tito beschwört die Geister mit einem gefährlich-gehauchtem ‚After Dark’, das sich in einen, fast schon verzweifelten Aufschrei steigert.


Salma Hayek - unvergesslich

Mei war des scheeeeennnnnnn!!!!!!!
Aber ‚From Dusk Till Dawn’ hat jetzt 13 Jahre am Buckl, Tito ist 13 Jahr älter, und das Band Line up hat sich ebenfalls gehäutet im Laufe der Zeit. Und  um zu den nüchternen Tatsachen zurück zu kehren, so ist es auch Fakt, dass dieser Erfolg von damals leider bis heute nicht zu wiederholen war. Andererseits zehrt Tito immer noch von jenem Kult, besonders hier in Europa. Und ‚From Dusk ‚Till Dawn’ ist immer noch up to date... und zwar so, als ob es kein – Dazwischen – gegeben hätte.

Der heutige Einstand findet im Rahmen des alljährlichen 2tägigen Backstage Opens statt, das allerdings kurzfristig in ein Indoor Event umfunktioniert wurde, dank der instabilen Wetterlage. Vier Akteure sind am Start, wobei ich gleich wieder beichten muss, dass mir der Opener namens Hassliebe entgangen ist. Dabei handelt es sich um eine lokale bayerische Band, die sich auf Hardrock mit deutschen Texten eingependelt hat. Dass diese Gruppe beileibe nicht untätig ist, kann man der Official Website entnehmen. Wie gesagt, ich kann leider nichts zum heutigen Auftritt sagen. Aber ich habe mir noch die Setliste geschnappt, um zumindest ein wenig Info zum Set bieten zu können.

http://www.hassliebe.de/


                              Es folgen Benzin aus Ulm.

Ehrlich gestanden habe ich von der Existenz  dieser Truppe, sowie auch von der des Opener, bis vor diesem Abend gar nichts gewusst. Aber auch egal, man kann schließlich nicht alles wissen. Leider halten sich auch bei der zweiten Band des Abends die meisten Leute noch draußen im Freien auf, um die frische Gewitter-Luft bei der einen oder anderen Zigarette zu genießen. Deshalb wirkt der Laden auch immer noch ziemlich verwaist, und nur einige neugierige Zaungäste und tatsächliche Fans verfolgen das Set von Benzin. Ich muss gestehen, ich finde die Jungs ziemlich witzig. Frech wie Oskar lassen sie ihren Punkrock vom Stapel und provozieren mit herausfordernden Zwischenansagen. Deutschsprachige Gitarrenscheiße nennen sie ihren Zauber selbst, scheren sich um keine Konventionen, und auch wenn sie eher wie brave Schulbubis aussehen vom visuellen Aspekt her, so lassen sie da oben buchstäblich die Sau raus... Na ja, zumindest in dem Rahmen, der ihnen gewährt ist.

Zwei Alben gibt’s bereits von den Brüdern, das dritte folgt in Bälde. Mit dem Song ‚Tijuana’ ist der 40 Minuten Auftritt auch schon wieder beendet. Und ich kann Euch nur empfehlen mal rein zu hören in das spritzige Odeuvre  von Benzin. Es lohnt sich....

                        http://www.benzinpage.de/

Mein volles Interesse gilt jetzt ‚The New Black’ aus dem Würzburger Raum, die ich hiermit zum ersten Mal live on Stage erlebe.
Und mit 'the Unknown Stuntman' von und mit Lee Majors aus den Boxen wird das Ganze eingeleitet.


Ich bin vor allem deshalb neugierig, weil hierbei ein alter Journalisten Kollege namens Christoph Leim mit wichtelt. Und wenn schon die Chance besteht die Band hier in München mal live zu erleben, dann lässt man sich das selbstredend nicht entgehen. In der Zwischenzeit hat sich auch das Venue etwas mehr gefüllt, wenngleich es immer noch traurige Lücken aufweist. Aber The New Black lassen sich von so was überhaupt nicht beeindrucken und legen gleich mit voller Power los.

Und was soll ich sagen? Erster Eindruck: ich bin äußerst positiv überrascht. Alle Achtung, wer hätte das gedacht. Das hier hat tatsächlich Hand und Fuß. Aber was das schönste ist, diese Band klingt anders als herkömmliche Hardrock Bands und was noch wichtiger ist, auf keinen Fall deutsch. Sie haben es verstanden, dem Hardrock einen wirklich modernen Touch zu verpassen ohne dabei jedoch auch nur ansatzweise alternativ oder nach New Metal zu klingen. Hier gibt’s auch keinen klassischen 80er Jahre Headbanger Sound sondern frischen, international angehauchten Rock mit einer Riesenportion Groove und, glaubt es oder glaubt es nicht, einem gewissen Ohrwurmpotential. Das sind Songs mit viel Rhythmus, die sich in unserem Gehörgang verfangen, vor allem was die ersten drei Titel auf der Setliste betrifft. Aber auch ‚Welcome To Point Black’ trifft absolut den Zahn der Zeit wie man so schön sagt.


Christoph hat das posen inzwischen perfektioniert :-)

Abgesehen davon verwundert es mich absolut nicht, dass die Band ihr gleichbetiteltes  Debütalbum jetzt auch in den USA veröffentlicht haben. Gratuliere, das hat mir, ohne zu zaudern, wirklich klasse gefallen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es diese Band noch ziemlich weit bringen könnte.

             http://www.myspace.com/thenewblackofficial


.... Und dann ist sie wieder da, diese rauchgeschwängerte düstere Atmosphäre, die einen gern glauben lassen würde, dass im nächsten Moment aus irgendeiner Ecke ein Werwolf oder Nosferatu springt. Die Aura ist fast schon unheimlich,  magisch und es liegt eine gewisse schwere Schwüle in der Luft.

Tito Larriva gibt sich anfangs unnahbar mit Sonnenbrille, genau so, als ob der Vampir das Licht scheuen würde. Gitarrist Steven Medina Hufsteter wirkt wie ein, in höheren Sphären schwebender, Marihuana geschwängerter Untoter, der sich, fast schon bewusstlos in seine Gitarrenriffs hinein lebt. Aber letztere haben’s wirklich in sich und zeugen von einer fast schon unwirklichen Virtuosität. Am Bass, wie immer eine Frau. Im aktuellen Fall ist dies Caroline Rippy, die übrigens inzwischen in Berlin beheimatet ist. Na ja, mit Salma Hayek kann sie zwar nicht konkurrieren was die Erotik betrifft, aber dafür ist sie relativ fit an den 4 Saiten. Last but not least Alfredo Ortiz am Schlagzeug. Und der wiederum hat noch einen netten kleinen Nebenjob, nämlich bei den Beastie Boys. Bzw. eigentlich ist es eher umgekehrt.  Auch egal....




Inzwischen ist unser Titty Twister Club hier gut gefüllt, wenngleich es auch nicht ganz so viele Vampir-Anhänger wie beim letzten Mal vor ca. einem Jahr sind. Schuld daran sind eventuell 4 Festivals, die an just diesem Weekend im süddeutschen Raum stattfinden, die Ferienzeit oder auch wieder mal die böse Gewitterfront, die noch vor 2 Stunden über München hinweg gerollt ist. -
Aber die Fans, die heute Abend hier sind, wissen das Gastspiel von Tito & Tarantula zu schätzen. Da besteht kein Zweifel. Und unser Gaucho ist wirklich gut...
Tito ist Mexikaner durch und durch, und mit eben dieser dunklen, geheimnisvollen Aura, die ihn auf der Bühne umgibt. Im Laufe des Auftritts intensiviert sich dieser wilde, stechende Ausdruck noch um ein vielfaches. Und es umgibt ihn, so wie schon eingangs erwähnt, zu allem Überfluss noch eine unheimliche, erotische Ausstrahlungskraft, eine, die fast schon greifbar ist, zumindest für uns Frauen :-)


Nein, Tito ist nicht schön im klassischen Sinn. Er ist eher klein und rundlich, aber er hat das ganz gewisse Etwas, jenes das man sicht nicht aneignen kann, sondern das, das man hat oder man hat es nicht. Und Tito hat es nun mal. Das steht außerhalb jeder Diskussion, Punkt um. Besonders dann trifft das zu, wenn er spanisch singt, ihm die Haare wüst ins Gesicht fallen und der stechende Blick dazu beiträgt, dass das Titty Twister Feeling real wird. Die Hitsingle‚After Dark’, übrigens Song Nr. 13 auf der Programmliste kommt in der Longversion, tragend und sehr, sehr sexy  vorgetragen, bis.... nun bis ca. zur Hälfte, denn dann bittet Tito das Publikum auf die Bühne, um mit der Band den imaginären Schlangentanz zu interpretieren.

Und das lassen sich die Münchner Titty Twister Fans nicht zwei Mal sagen. Der zweite Song aus dem Kultmovie ‚Angry Cockroaches’ schließt das offizielle Set ab.

Inzwischen dampft die Hütte, und die Nebelschwaden machen nochmal Platz für eine mexikanische Version des Oldies ‚Secret Agent Man’, einem Klassiker von Steve Barri and P.F. Sloan und am besten bekannt gemacht durch die Ventures. Das Ganze geht über und endet in eine Jamsession zu ‚Anarchy In The UK’ von den Sex Pistols, das allerdings in der spanischen Version. Dass sich Speedy Gonzales bis zum letzten Tropfen Energie verausgabt hat, ist nicht mehr zu übersehen und - hören.
Titos Titty Twister Club schließt daraufhin seine Pforten endgültig für heute Abend. Aber dieser konstante Vibe, den Mr. Larriva hinterlässt, hallt noch eine ganze Weile nach und beschert uns einen multiplen Orgasmus.
Well done.... ohne Frage…und das zum 13ten Mal....und jawohl ja, es ist die Aura, diese verdammte Aura…..
Hey Tito.... das ist auch die 13. Liebeserklärung, nur damit wir uns richtig verstehen...! :-)))
http://www.titoandtarantula.com/ 

Aftershow Schnappschüsse im Diary