Okay, eines sei jetzt mal
gleich zu Beginn klar gestellt. Das hier sind ‚YES’, ohne wenn und
aber. Und falls doch einer die Nase rümpft, weil da oben lediglich 3
Original Mitglieder stehen, neben zwei Neulingen, dann sei Euch sofort
versichert, dass dieser Umstand dem musikalischen Qualitätsstandard
keinen Abbruch getan hat, bzw. in unserem Fall noch tut. – Nun wenn
man’s ganz genau nimmt, dann stammt auch Gitarrist Steve Howe nicht
vom Ur-Line up, sondern stieß erst nach den ersten beiden LPs ‚YES’
von 1969 und ‚Time And A Word’ von 1970
zur Band. Und es war
dann 1971 auch Longplayer Nr. 3 – ‚The Yes Album’, der für den
internationalen Durchbruch für die Band sorgte.
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Tja, und seitdem sind etliche Jahre und weitere Alben, sowie ein reger
Personalwechsel vergangen. Das letzte Mal, dass ich Yes live on Stage
gesehen habe, war 2004, auch hier in München am Tollwood Festival
(hier
nochmal zur Erinnerung), damals noch im klassischen Line up: Git. Steve
Howe, Sänger Ion Anderson, Bassist Chris Squire, der übrigens auch die
Namensrechte für YES hält, Alan White am Schlagzeug und Rick Wakeman
am Keyboard. – Und es war ein hervorragendes
Konzert damals, an das ich mich auch noch gut erinnere.
In 4 Jahren kann jedenfalls viel passieren. Und am gravierendsten ist
die Tatsache, dass heute, bzw. auf dieser Tour, sowohl Ion Anderson als
auch Rick Wakeman fehlen. Begründet wird der Abgang der Beiden mit
diversen Erkrankungen. Aber so recht glauben will das keiner.
Wie auch immer, - bei Wakeman ist es zumindest in der Familie geblieben.
Denn wir haben nunmehr nicht den Senior sondern den Junior namens Oliver
am überdimensionalen Keyboard stehen.
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Und der macht sich fast genauso
gut wie sein Daddy. Das stellt sich ziemlich schnell heraus im Verlauf
des Abends. Gesanglich werden Yes nunmehr von dem Kanadier Benoit David
unterstützt, der ansich in der YES Coverband ‚Closer To The Edge’
trällert. Und wenn man von den Äußerlichkeiten absieht und die Augen
zu macht, dann könnte man genauso denken, Ion Anderson himself steht da
oben. Denn die Stimmen ähneln sich mehr als nur banal. –
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Langer Rede,
kurzer Sinn, - wohl denen, die hier ohne Vorurteile her gekommen sind,
um YES einmal mehr auszukundschaften, auch wenn sich die Mannschaft
etwas anders zusammensetzt. Denn wie schon oben erwähnt, steht
diese Performance, der von 2004 aber auch in rein gar nichts nach.
Wieder einmal kommt man in den Genuss des einzigartigen Gitarrenspiels
von Herrn Oberlehrer Howe (Anm.: so sieht er jedenfalls inzwischen aus)
–
Benoit David als Ion Anderson Ersatz singt zwar, aber der
eigentliche Frontmann, der auch die meisten Ansagen tätigt, heißt
Chris Squire. Und Oli Wakeman beweist, dass sein Alter gar nicht vonnöten
ist, denn er kann’s mindestens genauso gut.
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Das Ganze passiert in unserer gediegenen Philharmonie im Gasteig
Kulturzentrum bei einem eher vornehm-klassischen Ambiente. –
Fotografiert werden darf, wie immer in solchen Stätten, nicht direkt
vor der Bühne wegen der Bestuhlung, sondern von der mittleren Ebene
weiter oben. Deshalb empfiehlt sich hier stets ein gutes und
lichtstarkes Zoom-Objektiv bei der Hand zu
haben. Ihr seht anhand der der Band-Gesamtbilder, wie weit man
als Knipser eigentlich weg ist vom Geschehen. Die Zeitlänge eines Songs
von ca. 20 Min. und sehr gute Beleuchtungsverhältnisse reichen aus, um
genügend visuelle Eindrücke zu sammeln. Und somit kann ich mich für
den Rest des Konzertes voll und ganz auf die Musik konzentrieren, die
sehr abwechslungsreich und absolut perfekt dargeboten wird. Die
Improvisationen halten sich in Grenzen, werden durch brillante Soli der
einzelnen Musiker ergänzt, um dann wieder in eingängige Melodien überzufließen.
Sänger Benoit David versucht sich in Deutsch, wobei die wichtigsten Sätze
schön schwarz auf weiß ihm zu Füßen an der Monitorbox befestigt
sind. Wir wollen uns schließlich nicht blamieren.
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Selbstredend darf der größte, kommerzielle Hit der Artrocker nicht
fehlen, - na ja was denn? – Eh klar – ‚Owner Of A Lonely Heart’.
Und da gehen auch alle anwesenden (ca. 1.500) Altrocker und Freunde für
anspruchsvolle Rockmusik, voll und ganz mit. – Nein man kann sich
wirklich nicht beklagen. Hier stimmt einfach alles. Und obwohl die Show
von YES satte 2 ½ Stunden
dauert (ohne Supportact übrigens) wird es keine Minute langweilig. Und
ich für meinen Teil kann zwischen YES 2004 und 2009 keinen Unterschied
finden, außer eben den beiden unterschiedlichen Silhouetten. Ja, gut,
vielleicht noch, dass Mr.Howe noch ein paar Haare weniger am Kopf hat.
Aber das spielt nun wirklich keine Rolle, genauso wenig, wie eben die
Abwesenheit von Anderson und Wakeman sen. – Augen zu und die Illusion
passt perfekt, genauso wie die Musik. – ‚Round About’ zum krönenden
Abschluss inkl. einer Zugabe ‚Starship Trooper’, und die vergangenen
150 Minuten waren wieder mal ganz großes Kino auf einem musikalischen
Niveau, wie man es nicht mehr
allzu oft findet. Mal schaun wie’s weiter geht......
http://www.yesworld.com/
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