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Es war einmal. Und es
war einmal so schön als drei Brüder aus dem nordirischen Derrylin ihre
Passion für lokale Folklore Musik dazu verwendeten, eine Rockband zu gründen,
die sie passender Weise ‚Mama’s Boys’ tauften. Aber im Gegensatz zu
ihren Vorbildern Horslips, die den irischen Folk mit Rockrhythmen
vermischten, entschieden sich die Brüder Pat (‚The Professor’),
John und Tommy Mc Manus für eine harte Heavy Metal Variante. Und an den
irischen Folk erinnerte von da an nur noch die gelegentlichen
Geigen-Einlagen von Pat – live on Stage. Ab 1985 kamen noch weitere
Musiker dazu am Gesang, Keyboard und Schlagzeug. Mama’s Boys veröffentlichten
insgesamt sieben Alben inkl. einer Livescheibe. Und als ihren größten
Hit konnten sie den Ohrwurm ‚Needle In The Groove’ verbuchen.
Ich selbst erinnere mich an mein erstes Konzert dieser Band aus dem Jahr 1985,
als sie Gary Moore auf dessen Europa Reise begleiteten. Später während
meiner Jahre in London hatte ich das Vergnügen diese Gruppe, die zu
jener Zeit in der britischen Hauptstadt situiert waren, noch einige Mal live zu
erleben und mich verband auch eine private Freundschaft mit den Dreien,
besonders mit Tommy, dem Jüngsten. – Leider, und wie es so oft
passiert, distanzieren sich Bekanntschaften, wenn man sich durch räumliche
Veränderungen nur noch noch sporadisch sieht. So war es auch in diesem
Fall, bis.... ja bis ich im November 1994 diesen Anruf aus England
erhielt.- Tommy war tot. Ganze 18 Jahre hatte er gegen die Leukämie gekämpft,
wurde mehrmals als geheilt erklärt. Aber die Krankheit war immer wieder
zurück gekehrt, bis er zuletzt, nicht einmal 30 Jahre alt, den Kampf verloren hatte. – Und mit
dem Ableben des jüngsten McManus Bruder starb auch die Band –
Mama’s Boys. – Jahre der Depression folgten. Und musikalisch wurde
es ebenfalls still um John und Pat, wenngleich sie auch nie untätig
gewesen - und in etliche verschiedene Projekte eingebunden waren. Meine Skepsis, er würde
mich nach 17 Jahren nicht mehr kennen, erweist sich schnell als unbegründet.
Und innerhalb eines Augenblicks ist alles wieder da in der Erinnerung,
so als ob es gerade erst gestern gewesen wäre. – Und das ist das Schöne
am Musik Business. Denn darin trifft man sich immer ein zweites Mal,
auch wenn es, wie in unserem Fall hier, etliche Jahre gedauert hat. Hoch
lebe die Nostalgie und das Dejavu an glückliche Tage – mit Mama’s
Boys und vor allem mit Tommy. -
Mit seinen runden 50 Jahren wirkt der Professor immer noch wie Anfang 30
+ und strahlt nach wie vor diese Ruhe und Gelassenheit aus, die ihm so
zu eigen ist. Allerdings gilt das nur für abseits der Bühne. Denn
oben am Thron entfaltet Pat seine gesamten, gebündelten Talente und
schießt diese wie Lava aus einem Vulkankrater aus sich heraus und auf
seine Zuhörer. - An seiner
Seite sind Drummer Paul Falcon und Bassist Gordon Sheridan, der niemals
ohne Mütze auftritt. Beide stammen ebenfalls aus Nordirland und wohnen
sogar in der unmittelbaren Nachbarschaft von Pat, der nach vielen Jahren
in England, irgendwann wieder nach Hause gezogen war. Und da Pats
Ehefrau Sally Managerin, Merchandise Lady und Kindermädchen in einem
ist, kann man diese Institution gut und gerne als Family Business
bezeichnen.
Es gibt nur einen kleinen Haken an der ganzen Sache. Und das ist der
Umstand, dass sich der Großteil der Leute heute, nicht mehr an eine
Band namens Mama’s Boys erinnert, bzw. sogar nie etwas von dieser
Formation gehört hat. Und deshalb musste sowohl Pat als auch John (der
im Moment in Fast Eddy Clarke’s Band spielt) im Prinzip wieder ganz
von vorne anfangen was die internationale Popularität betrifft. Letztere kommt allerdings nur zwei Mal im Verlauf des Sets
zum Einsatz. Bassist Gordon Sheridan hält mit seinem Hau drauf Bass
dagegen und unterstreicht die vier Saiten noch mit seinen ulkigen
Verrenkungen inklusive der Mütze, die, wie gesagt, nie fehlen darf. Er
ist es auch, der das allgemeine Bühnenbild etwas ausgleicht und dem
Hauptaugenmerk Pat etwas den Wind aus den Segeln nimmt. Musikalisch
liegt der Schwerpunkt auf den McManus Solowerken, die sich vom tragenden
Blues Rock bis hin zum - fast
Heavy Metal Blues ziehen. Aber auch die eine oder andere Ballade,
alleine vorgetragen, darf nicht fehlen. Der rote Faden, der sich durch
die Gesamtvorstellung zieht ist sehr hervorragend gespannt Das fängt
bei dem tiefsinnigen ‚Back In The Saddle’ an, zieht sich über den
E-Mail Blues bis hin zu ‚The Professor’. Eine Hommage an Rory
Gallagher, der, wie er selbst meint, sein größter Mentor sei, darf
nicht fehlen. Und ganz zum Schluss gibt’s dann doch noch etwas
Mama’s Boys in Form von.. ja was wohl? – ‚Needle In The Groove’. Und sofort sind sie
wieder da jene Erinnerungen an eine goldene Ära.
Wie auch immer, und deshalb auch 3x rot unterstrichen, sei letztendlich
vermerkt, dass dieses Konzert hier, allererste Sahne war. Und wieder
einmal drängt sich mir der ungute Eindruck auf, den ich so oft gewinne
in letzter Zeit, dass, je besser der jeweilige Musiker ist, desto
weniger Zuschauer finden sich ein. Nichtsdestotrotz habe ich die
Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ein Pat McManus eines Tages wieder
entdeckt wird, um sich dann eines umso größeren Zuspruchs zu erfreuen.
Er hätte es so sehr verdient, dass es fast schon weh tut. Im Frühjahr
kommt er auch schon wieder, und dann mit einem weiteren neuen Album im
Gepäck, das Anfang 2011 erscheinen wird. Im Süden hier tritt er übrigens
am 20.03.2011 im
Village
in
Habach auf. Weitere Termine folgen in Kürze. Ich kann Euch diesen
Musiker nur wärmstens ans Herz legen, und Ihr werdet den Besuch eines
seiner Konzerte mit Sicherheit nicht bereuen. |
Im Diary
sind einige Off Stage Schnappschüsse zu finden |