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“We are Motörhead, and we play Rock’n’Roll“ – Über 30 Jahre lang hat Lemmy Kilmister jede einzelne Motörhead Show mit diesem Satz begonnen. Und ich war mindestens 15 bis 20 Mal Zeuge dieses Umstandes. Heute am 26.November 2011 hier in München, hat er dies zum ersten Mal nicht getan, so wie auch einige andere typische und teils liebgewonnene Motörhead-Marotten fehlen. Warum was und wie, so passiert ist, das versuchen wir in der folgenden Live Review zu eruieren. Ich sage deshalb ‚versuchen’, denn ob man dabei eine schlussfolgernde Antwort erhält, bleibt offen. Fakt ist aber erstmal, und das ist so sicher wie die Friedenspfeife an Silberpfeils Lagerfeuer, dass Motörheads Kultstatus mit jedem weiteren Jahr an etlichen Nancen dazu gewinnt. Warum dem so ist, kann aus mehreren Umständen hergeleitet werden. Sei es zum einen, dass die Fans der Siebziger und Achtziger Jahren ihren Kids das Motörhead Gen weiter vererbt und sie auf den Geschmack gebracht haben, oder zum anderen, man erinnere sich, - die Kooperation mit Beavis an Butthead, die der Popularität einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten verpasst hat. – Denn Lemmy und Co. haben nicht immer so rosige Zeiten erlebt wie gerade eben jetzt. So kann ich mich noch gut an Motörhead Konzerte in den frühen Achtzigern erinnern, wo sich die Zahl der Zuschauer und Fans auf gerade mal 100 erbärmliche Seelen oder noch weniger beliefen. – Dafür sah Lemmy damals noch etwas knackiger aus. Aber kein Wunder, wir werden schließlich alle nicht jünger.... Auf alle Fälle liegt der momentanen
Erfolgswelle keinesfalls eine qualitative Steigerung in Sachen Musik
zugrunde. Im Gegenteil, Motörheads Musik besteht aus drei bis vier
Riffs, die sich ständig in sich selbst wiederholen. Und deshalb klingen
auch so viele Songs so banal ähnlich wenn nicht sogar gleich. Nicht zu
vergessen sei der enorme, fast schon absurde Lautstärkenpegel, der für
den die Band immer schon berühmt-berüchtigt war und immer noch ist.
Allerdings entgehen jene meiner
Aufmerksamkeit aus organisatorischen Gründen. Für Graveyard ist dieser
Supportslot auf der Motörhead Tour ein wahrer Glücksfall, so wie überhaupt
dieses Jahr ein sehr erfolgreiches ist bis jetzt. Und auch wenn sie hier lediglich als Opener fungieren mit
einer mageren 30 Minuten Spielzeit, und zudem zu diesem sehr
frühen Take off nur einen Bruchteil der Besucher bereits vor Ort
sind, so ist dies trotzdem eine nicht unbeachtliche Chance, sich einem
breiteren Klientel vorzustellen. Sei’s drum, und ich wette mit Euch,
dass bei Graveyards nächster individuellen Clubtour wesentlich mehr
Publikum sein wird, als bei der letzten.
Also so what?
Da fragt man nicht lange, sondern ergreift die
Chance beim Schopf und gibt sein Allerbestes. Eine gewisse Steigerung in
Sachen Popularitätslevel nach dieser Tour, ist mit Sicherheit gewährleistet.
Mehr über die Schweden gibt’s unter: |
Dieses Mal haben sie für sich selbst, das wahrscheinlich bessere Los gezogen, haben allerdings die Rechnung ohne den Wirt, bzw. das Publikum gemacht. Denn unsere Menge hier ist noch 1000 Mal mehr Motörhead-bezogen, als es die Mötley Crüe Anhänger damals je waren. Und so erweist sich der Kampf des ehemaligen Guns’n’Roses Gitarristen als einmal mehr so gut wie aussichtslos in Sachen Akzeptanz und Anerkennung. Dabei haut er sich wirklich ins Zeug und versucht mit allen Mitteln und anhand Kraft seiner Arme, die hiesigen Headbanger aus der Reseve zu locken. Aber mehr als ein paar vereinzelte Mitgröhler und Pommesfinger in der Luft ist auch dieses Mal nicht drin. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Musik von Loaded einfach zu unbekannt ist ohne jeglichen Ohrwurm, bzw. Wiedererkennungseffekt. Und was der Bauer nicht kennt, frisst er nun mal nur mit äußerstem Vorbehalt und noch mehr Skepsis. Schwierig, schwierig, und vom berühmten Funken ist weit und breit nichts zu spüren, geschweige denn, dass jener überhaupt rüber springt. Denn dazu ist Loadeds Musik weder geeignet noch prädestiniert. Und die Tatsache der Guns’n’Roses Vergangenheit zieht bei Motörhead Fans ohnehin nicht wirklich. Auch wenn sich der letzte Song dann tatsächlich auf Duff’s Vergangenheit mit jener Glamrock Ikone bezieht. – |
Ich würde vorschlagen, um
tatsächlich hier in Germany mal zu punkten, sollten Loaded von ihrem
hohen Ross herunter steigen und sich zur Abwechslung auf Solo-Clubtour
begeben. Denn erst dann erscheint auch das richtig zugeschnittene
Publikum, und die Band kann tatsächlich eingeschätzt und gewertet
werden. So aber hinterlässt Duff McKagan da oben einmal mehr einen eher
farblosen und auch verlorenen Eindruck. Und das große Venue und noch größere
Publikum bringt ihm so gut wie gar nichts.... Auch egal, er bedankt sich, wie sich’s gehört, bei Motörhead für den Supportslot, tritt ab und ist auch schon wieder vergessen. Denn sämtliche 6.000 und ein paar Zerquetschte (im wahrsten Sinn des Wortes) warten ohnehin nur auf Lemmy Kilmister und Co..... http://duff-loaded.com/
Okay, tun wir nicht lang rum. Licht aus, Spot an, bzw. etliche, sich
schnell bewegende Spots, dazu gibt’s Sirenengeheul, und Motörhead
erscheinen auf dem Schlachtfeld und legen ohne großes Plimborium los mit
Bomber, fliegenden Fahnen und |
Und wie schon eingangs vermerkt, ertönt kein ‚We are Motörhead, and we play Rock’n’Roll. Überhaupt ist so einiges nicht so wie sonst. Erstens überlässt unser überirdischer Hardrock Gott in Schwarz, fast die gesamten Ansagen seinem Lakai und Gitarristen Phil Campbell. Und jener erledigt auch den Großteil der Stage Gymnastik. Denn der Boss bewegt sich kaum noch hinter seinem Mikroständer hervor und schon gar nicht nach vorne. Vielleicht doch inzwischen eine leichte Alterserscheinung?... Hmmmm... who knows... Ach ja, und noch etwas sieht anders aus als früher. Aber erst nach einigen Minuten der Grübelei kommt die Erkenntnis, dass Lem nicht mehr nach oben zwitschert, bzw. sein Mikro von oben nach unten zeigt, sondern es nur leicht schräg gebogen ist. Klar, auf solche Kleinigkeiten kommt es nicht an. Aber es fällt trotzdem auf vom visuellen Aspekt her. Dass die Akustik hier im Zenith wieder mal unter aller Kanone ist, egal wo man steht und fällt und bängt, muss ich wohl nicht mehr groß erwähnen. Aber dank der abnormalen Lautstärke, jene für die Motörhead schon von jeher berühmt waren und immer noch sind, fällt jenes Manko gar nicht mehr ins Gewicht. Und Lemmy himself, inzwischen rüstige (fast) 66 Jahre alt, stört das am allerwenigsten, denn seine Lauscher lassen ohnehin seit geraumer Zeit nur noch die halbe Dezibel Zahl durch. Also pfeif drauf und ab durch die Mitte und keine Rücksicht auf Verluste. Und so mancher fliegende Body wird über die Brüstung gehievt und halb ohnmächtig zu den, schon wartenden Sanitätern verfrachtet. Jene haben heute Abend wieder mal so richtig gut zu tun, und keine Spur von Langeweile tut sich auf. Lemmys Rechte, Phil, der sich inzwischen etwas vornehmer 'Philip' (Campbell) nennt, sorgt neben den drei Chords, wie schon oben erwähnt, für den physischen Swing on Stage, Und Mickey Dees Existenz ist ohnehin nur zu erahnen, zu hören und lediglich durch den Blondschopf-Wedel zu erspechten. Philip hat da wiederum kein Problem mehr in letzterer Beziehung. Er macht es wie die Scorpions und ersetzt den fehlenden Federschmuck durch seinen Al Capone Hut. |
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Und es sind die Youngsters, die hier ihr letztes Adrenalin verschenken,
sich verschwenden und in Lebensgefahr begeben. Für sie ist unser guter
alter Lemmy zur Kultikone erhoben worden, zur Lichtfigur und fast schon
zum Mythos. Er selbst sieht das Ganze eher locker ohne Allüren, aber
mit einigen Launen. Solange eine Slotmachine in seiner Garderobe steht
und der Promille-Bedarf gedeckt ist, ist er happy und zufrieden und
braucht nicht mehr zum glücklich sein. Zurück zur Action – back on Stage, da wo der Bär tobt und die Schallmauer fast durchbrochen wird. Das Best of... Packet wird lediglich durch einige wenige neue Tracks ergänzt. Aber auch das ist piepegal. Denn bei den üblichen 3 Riffs, klingt doch ohnehin alles irgendwie gleich. Trotzdem hört die Menge die Vorweihnachts-Rauschgoldengel im 7.Himmel singen, vor allem, als Lem in dunkelgrünem Monsterlicht Ambiente seinen Orgasmatron vom Stapel lässt. |
‚Killed By Death’ und ‚Iron Fist’ setzen noch einen drauf,
um die Party perfekt zu machen.
Zugabe gibt’s auch noch, und wie sagt man üblicherweise: kein Motörhead
Konzert ohne ‚Ace Of Spades’, der definitiv bekannteste und größte
Hit der Band. Overkill beschließt das Dezibel Gemetzel..... Und
hey..... halt was ist das?! – Lemmys graue Zellen sind ja doch
noch funktionstüchtig, und bevor er die Bühne verlässt brüllt er
denn - last but not least mit voller Inbrunst doch noch ein befreiendes: |
Ein paar Off Stage
Schnappschüsse gibts im Diary |