...und bist du nicht willig, dann brauch ich Gewalt.....

....meinte schon Johann Wolfgang v. Goethe  in seinem Erlkönig anno dazumal, allerdings in einem etwas anderem Zusammenhang. Aber jenes Zitat könnte auch durchaus auf die heutige Massenkarambolage im Münchner Backstage Werk zutreffen. Aber dazu etwas später, denn wir beginnen selbstredend von vorne, wo umgehend festzustellen ist, dass die Resonanz auf unsere Knüppelbrüder hier doch etwas verhaltener als gedacht ist. Aber gut, Grund dafür könnte die simple Tatsache darstellen, dass Terror vor gerade mal drei Monaten in selbigem Ambiente zu Gast waren. Damals, genauer definiert war es am 24.Januar, geschah das im Rahmen der Persistence Tour 2012, wo sich die Truppe mittig situiert in einem Metalpaket befand, das von keinem Geringeren als Suicidal Tendences angeführt wurde.
(
Live Review) Und es war an jenem Abend ziemlich offensichtlich, wer die meiste Gegenliebe  seitens der Fans bekam, nämlich Terror, - sprich, - der Name ist Programm hat man sich wohl daraufhin gedacht und die Band gleich noch mal auf Tournee geschickt, allerdings dieses Mal selbst als – The Kings of the Road, als Headliner. Aber im Gegensatz zur ausverkauften Persistence Tour und dem Riesen-Fan-Echo, haben sich heute schätzungsweise allerhöchstens 200 Schäflein eingefunden, um erneut oder  zum ersten Mal  das Ventil zu ihrem angestauten Adrenalinpegel zu öffnen.   Und  es hat in der Tat etwas Nachhilfe benötigt, um unsere Münchner Headbanger  in Schwung zu bringen. Wie das funktioniert hat, hat uns Ober-Terror-Feldwebel Scott Vogel zu gegebener Zeit höchstpersönlich demonstriert.

Erst einmal sind allerdings die Kalifornier Take Offense dran, die bei uns in Europa nach wie vor ein relativ unbeschriebenes Blatt sind.

Und sie teilen das Schicksal mit so vielen anderen Openern auch, nämlich, dass sie vor relativ leerem Haus spielen. Ich selbst habe leider ebenfalls den größten Teil ihrer Show versäumt und kann deshalb zu diesem ersten Kapitel nicht weiter referieren. Ich kann Euch hier lediglich den Link zur Website für weitere Infos anbieten.

Der Mittelpart wird dann von Death Before Dishonour bestritten, die sich in der Vergangenheit schon eher einen Namen gemacht haben und das anhand ihrer bislang 12jährigen Existenz und sechs Longplayern.


Außer Sänger Bryan Harris und Gitarrist Frankie Puopolo ist keiner mehr vom Ur-Line up mit dabei. Aber wie sagt man so schön? Solange ein Aushängeschild mit Wiedererkennungswert mit von der Partie ist, ist der Rest meist ersetzbar. Die New Yorker nennen ihre Musik – New School Hardcore – was auch immer man darunter genau versteht. Denn wie schon oft erwähnt, gebe ich nicht viel auf dieses differenzierte Schubladen-Denken, vor allem wenn es so sehr ins Detail geht, wie hier. Um sich ein besseres Bild zu machen, sei noch die Tatsache angeführt, dass Bands wie Agnostic Front und Madball zu ihren wesentlichen Einflüssen gehören.
Inzwischen sind auch die Publikumsreaktionen wesentlich intensiver geworden. Und der erste Kriegstanz unserer Münchner Sioux Indianer heute Abend, ist soeben neu definiert worden. Das Set wird vor allem von älteren Stücken wie „Never Again“ und „Break Through It All“ dominiert. Aber auch vom letzten Release von 2010 , wo man so etwas wie einen internen Stilbruch vollzogen hatte, gibt’s ein Kuchenstück, dass sich da „Peace and Quiet“ nennt. „Curl Up and Die“ und „Friends Family Forever“ sind weitere Pralinen, die bei der Menge wie Allahs Mekka Predigt runter zu gehen scheinen. Und  last but not least gibt’s das einzige wirklich eingänge, sehr punkige  Cocksparrer-Cover „Boston Belongs to Me“, das schon so ins Ohr geht, dass aber nun wirklich jeder mitjubilieren kann.

Fazit ist, die Burschen aus Übersee kommen hier sehr gut an und hinterlassen auch eine dementsprechend, solide Fata Morgana. Also Bahn frei zu einer erneuten, zukünftigen Streicheleinheit ganz speziell für die next Generation of Heavy Metal.
http://www.myspace.com/deathbeforedishonorbhc 



PS: was sich leider absolut nicht als Vorgaukelei verdrehter Tatsachen erweist, ist das, inzwischen, erfolgte eins zu Null für Chelsea gegen den FC Barcelona. Aber wie heißt es so allgemein: ein dummes Huhn findet auch mal ein Korn, vor allem wenn es im eigenen Stall kontinuierlich hinten drin gackert.
Okay, auf geht’s Buam, wir sind immer noch im Münchner Backstage und nicht im Stamford Bridge Stadium, wo Barcelona grad von der Ungerechtigkeit des Seins eingeholt wird und Messi die Welt nicht mehr versteht.

                                                                                                                                                    
    

In München steht ein Hofbräuhaus – oans, zwoa b’suffa... So müssen es sich auch die Jungs von Terror gedacht haben nur um sich flugs am Nachmittag per S-Bahn auf den Weg dorthin gemacht zu haben.


Daddy Erol, seines Zeichens Tourmanager macht sich schon etwas Gedanken obgleich seiner Sprösslinge, und ob diese hoffentlich das bayerische Reinheitsgebot unseres Gerstensaftes nicht zu sehr zu schätzen gelernt haben.  Denn das hätte mit Sicherheit eine nicht unbedeutende Auswirkung auf den Rest des Abends gehabt. Er selbst kann heute leider nicht als Anstands Wau Wau fungieren wg. orthopädisch bedingter Unpässlichkeit. Andererseits fällt so manches, inklusive ein kräftiger Schluck aus der Buddl  bei einer so filigran-zärtlichen Darbietung wie der von Terror, nicht wirklich auf, zumal das Publikum  ohnehin die Hälfte der  Show übernimmt. Aber, und there we are again -  bei meiner eingangs zitierten Parabel in Sachen Selbsthilfe zur Luntenentfachung der allgemeinen Partystimmung. Und da die mehrfache Aufforderung von Frontpiepmatz Scott (Vogel – er heißt tatsächlich so)  bzgl. einer Tuchfühlung zum Bühnenrand nicht umgehend erfolgt, springt er einfach herunter vom Thron, rennt nach hinten, schiebt jeden Einzelnen persönlich nach vorne. Nun ja, vielleicht nicht jeden, denn das hätte zuviel Zeit und Kraft in Anspruch genommen :-)))

Aber die Action hat ihre Wirkung nicht verfehlt und die Schlacht von Waterloo vernimmt ihren, buchstäblich stürmischen Lauf. Nun auch  bei Terror liegt das letzte Studiowerk ‚Keepers Of The Faith’ bereits über 2 Jahre zurück. Aber das spielt absolut keine Rolle. Denn  eine Show dieser Tanzkapelle ist zu vielem da, aber zu allerletzt zum aufmerksamen (un)musikalischen Zuhören geeignet.


Im Moshpit  tobt der Grizzlybär, der mit seinen mächtigen Pranken alles niedermetzelt was sich ihm in den Weg stellt. Ein Annähern dessen funktioniert nur noch unter Lebensgefahr. Aber das wissen wir ja bereits vom letzten Einstand, wo es stagedivende, lebendige Kanonenkugeln nonstop niederprasselte.  Ehrlich gestanden, habe ich so etwas, wie bei Terrors Januar Show passiert war, selten erlebt. Heute ist es hingegen nicht ganz so tragisch, was nicht zuletzt darauf zurück zu führen ist, dass die Hütte weniger dichtgedrängt oder gar knallvoll ist. Sprich beim internationalen Metal-Hochleistungsport  bietet sich nur eine lichte Auffangmöglichkeit. Und deshalb könnte dieses Unterfangen unter Umständen ziemlich schmerzhaft ausfallen, wenn man dabei statt auf Armen und Köpfen, vielmehr auf hartem Steinboden landet und diesen küsst. Dennoch gibt es immer noch genügend Todesmutige, die vor nichts zurück schrecken und sich furchtlos ins Ungewisse stürzen.


Und unser Frontvogel tut es ihnen gleich samt Jack Daniels und  Übereifer (Anm: die Tankfüllung vom Hofbräuhaus war wohl anscheinend doch nicht ganz ausreichend) mit dem Resultat, dass sich seine Verehrer mit den Stagehands um seine eigene physische Konsistenz streiten. Eine Streckbank ist wahrscheinlich eine Wohlfühlmassage dagegen, befürchte ich.


Der melodienreiche
:-))) Blumenstrauß erweist sich gut gemischt und noch mehr geschüttelt. Wobei mir hier ein Song auffällt namens ‚You’re Caught’. Und jener erinnert mich fast schon banal an einen Achtziger Jahre Track von Faith No More.... Aber das Ding hat was – kein Zweifel. Und die Menge ist spätestens hier überhaupt nicht mehr in den Griff zu kriegen. Da zudem kein Fotograben vorhanden ist, haben es die Schutzbefohlenen vom Backstage inzwischen aufgegeben, sich einzumischen. Fest steht, wäre unsere Kampfarena hier nicht aus Stein und Beton gebaut, dann könnten wir die Kartonage jetzt neu zusammenkleistern. ‚Keepers Of The Faith’ stellt denn auch das voluminös-kraftvolle Amen unseres, ca. einstündigen Nachtgebetes dar.


(vielen Dank für die, von Gitarrist Martin Stewart
 höchstpersönlich handgeschriebene Setliste nach der Show)



Und es gibt keine Zugabe mehr, denn die Zeit drängt. Zum nächsten Schlachtfeld sind es immerhin mehr als 1000 Kilometer, die es zurück zu legen gilt. Und ehrlich gestanden, was hier innerhalb von knappen 3 Stunden an Energie verpulvert worden ist, sowohl seitens der Fans als auch von den teilnehmenden Domspatzen, das produziert manch andere Rockband in zehn Jahren nicht, sofern es sie überhaupt so lange gibt.
Der Adrenalinspiegel ist ausgelaugt und es plagen ihn allerhöchstens noch einige Nachwehen, die er aber nur allzu gern erduldet nach diesem weiteren kleinen aber feinen äußerst schwungvollen  Kammerkonzert.
Allerdings schießt der Blutdruck ganz schnell wieder in astronomische Höhe, als wir draußen vor der Großbild-Leinwand die bittere Erkenntnis gewinnen, dass auch im Sport Ungerechtigkeit einen Namen hat, und die Engländer die Spanier in Sachen Fußball blamieren. Die Welt ist nicht fair, außer.... ja außer vielleicht im Moshpit.
http://www.myspace.com/terror                                                                             

in Kürze auch zu finden bei