Wie der Vater so der Sohn, und das buchstäblich und im wahrsten Sinn des Wortes. So und nicht anders lässt sich der musikalische Vergleich zwischen Drum Legende Ginger Baker  und seinem Sohn Kofi beschreiben. Obwohl es da denn doch beträchtliche Unterschiede gibt, nicht zuletzt den Umstand, dass Kofi eben keine Legende ist, dafür aber mit Sicherheit um einiges gesünder lebt, als es sein Daddy jemals getan hat.
Aber im Grunde genommen will Kofi auch gar nicht ständig mit seinem Vater verglichen werden, auch wenn der berühmte Namen sicherlich so einige Hürden aus dem Weg räumt, bzw. das Leben etwas erleichtert.
Ja, ganz früher als Kofi noch ein Kind war, da zeigte ihm sein Dad so manchen Drumbeat und die Beiden traten miteinander im Grey Old Whistle Test, einer englischen Musikshow im Fernsehen auf. Aber mit alledem war schlagartig Schluss, als die Familie zerbrach und Ginger den Rest der Familie auf gut deutsch, sitzen ließ. Da war Kofi gerade mal sieben Jahre jung. Und er war von da an auf sich allein gestellt. Aber der Grundstein war gelegt worden, und nichts konnte ihn mehr aufhalten in seinem Bestreben ebenfalls ein guter Schlagzeuger zu werden. 1992 verschlug es Kofi Baker in die Vereinigten Staaten, genauer gesagt, nach Kalifornien, wo er nach wie vor lebt. Heimweh hätte er absolut keines, wie er dann nach der Show im Interview betont. Außerdem wären die Möglichkeiten im Sunshine State besonders breitgefächert. Auch die Liebe zum Jazz hat er von seinem Vater vererbt bekommen, und er unterhält seit langem eine Combo die diese Stilistik verfolgt. Nebenbei betreibt Kofi noch eine Schlagzeug-Schule und war zwischendurch als Drummer von Eric Sardinas tätig. Diesen Job hat er allerdings ziemlich schnell wieder an den Nagel gehängt, da er ihm, wie er selbst sagt, zu eintönig gewesen wäre. Aber bei all seinen Aktivitäten ist immer noch genügend Zeit übrig, mit einer Cream Tribute Band auf Tour zu gehen.


Die Idee zu letzterem ist übrigens noch gar nicht so alt. Die kam ihm nämlich, als er seinen Vater zusammen mit Jack Bruce, in dessen Band er selbst übrigens auch schon tätig war, und Eric Clapton bei der Cream Reunion im Jahr 2005  in der Londoner Royal Albert Hall live erlebt hatte. Und da das Orignal endgültig zu Grabe getragen worden war, muss sich Kofi gedacht haben, als Nachkomme könne er doch zumindest den Spirit von Cream in Form von deren Musik am Leben erhalten. Und mit diesem Projekt, dem übrigens auch Gitarrist Tony Spinner angehört, ist er jetzt hier in Europa unterwegs um der Welt zu zeigen, dass die Musik von Cream zeitlos ist. Apropo Tony Spinner, der über 10 Jahre lang mit Toto auf der Bühne stand und eine solide Solokarriere verfolgt, dem gefällt diese Abwechslung und er hat hier nicht nur die Leadgitarre sondern auch die Vocals übernommen. Als Dritter im Bunde ist noch Bassist
Ric Fierabracci dabei.



Aber die Jungs haben sich so ziemlich den allerschlechtesten Tag ausgesucht, den man sich nur vorstellen kann.
Und das liegt nicht daran, dass sie sich erst mal hier in München verfahren haben und folglich megaspät am Venue eintreffen. Und was macht echte Musiker wirklich aus? Jawohl, Bassist Fierabracci  ist im zweiten Job Chauffeuer und Tony navigiert. Und selbstredend wird eigenhändig die Bühne auf und später wieder abgebaut.
Zu allem Überfluss tritt aber heute Abend der FC Bayern gegen Real Madrid im Bernabeo Stadion in Madrid an. Ganz München klebt vor den Fernseh-Bildschirmen bis auf einige verlorene Seelen, die sich doch noch aufgerafft haben, um Kofi Baker’s Cream Experience in der Garage live on Stage zu sehen. Und auch wenn ich selbst ebenfalls hier in der Garage vor Ort bin, so ist mein eines Ohr mit einem Kopfhörer belegt um übers Taschenradio und Bayern 5 das Spiel der Spiele zu verfolgen. Aber keine Angst, ich kriege trotzdem, bzw. gleichzeitig auch noch genug von diesem Cream Dejavu mit, das sich aus allen großen Klassikern der Band, aber auch Stücke von Blind Faith bis Hendrix  zusammen setzt. Die Setliste ist zweigeteilt, und der erste Teil ist mir leider irgendwie abhanden gekommen. Darauf sind aber ‚Strange Brew’ und ‚Spoonful’ zu finden nebst etlichen anderen Meilenstiefel. Den anderen Wisch mit den restlichen Gassenhauern kann man an dieser Stelle selbst studieren.

Und obwohl nicht mehr als eine Handvoll Zuschauer da sind, legt sich das Trio in einem ca. 90 minütigen Set intensiv in die Tonspur. Kofi zeigt denn auch selbstredend in einem, für meinen Geschmack doch etwas zu langem, ca. 17minütigen Drumsolo, dass er Daddys Talent was komplexe Polyrhythmik betrifft,  in der Tat weitervererbt bekommen hatte.

Und jene Technik harmoniert in der Tat hervorragend mit den schwungvollen Basslinien von Ric Fierabracci . Abgesehen davon, ist es dann aber doch Tony Spinner, der im Vordergrund steht und quasi den Job von Jack Bruce und Eric Clapton gleichzeitig übernommen hat. Und er scheint sich mit diesem Doppeljob fast schon zu spielen.


Nein, man kann tatsächlich nicht meckern, was Kofi und Co. da vom Acker pflügen. Das hier hat Hand und Fuss, und die Interpreten kommen persönlich auch noch sehr sympathisch und publikumsnah rüber, sofern das bei den paar Schlümpfen hier, die man an 4 Händen abzählen kann, überhaupt möglich ist. Aber ums noch mal rot zu unterstreichen, das liegt ausnahmsweise mal nicht am schwierigen Pflaster München, sondern zu 150 Prozent an König Fussball. Aber ausnahmsweise entschuldigen wir diese Misere dank des überaus erfreulichen Ausgangs des Matches. Und von mir aus können Kofi und Co. gerne jederzeit an so einem Tag wieder kommen, sofern sie uns dadurch in anderer Hinsicht Glück bringen. Und das haben sie heute in jeglicher Hinsicht getan.  Champions League Finale  - wir kommen!!!!!!
http://kofibaker.com/

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