Auch bei dieser Anekdote handelt es
sich um eine Story, die sich über einen langen Zeitraum erstreckt.
Genauer definiert, ihre Ausläufer Ende der Achtziger Jahre hatte, und
sich bis zum vergangenen Jahr 2005 hinzog -
in gewisser Hinsicht zumindest. Aber lasst mich ganz von vorne
beginnen, zu jener Zeit, als ich in London weilte, und der Heavy Metal
und auch Glamrock seine Hochblüte erlebte. Eine Party jagte die nächste,
und das ganze Leben war nur noch von Rock’n’Roll, Alkohol, Drogen
und der, in anderen Geschichten schon beschriebenen Dekadenz bestimmt.
Und da gab es das Columbia Hotel am Hydepark, U-Bahn Station Lancester
Gate. Es handelte sich dabei um eine ziemlich herunter gekommene
Depandance, die schon damals offensichtlich wesentlich bessere Tage
gesehen hatte. Aber das Columbia war etwas spezielles. –
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Es war das Rock’n’Roll Hotel von
London. Die Absteige, wo die meisten Rockbands und Künstler abstiegen,
wenn sie ein Gastspiel gaben oder nur für Presse und Promotion in der
britischen Hauptstadt weilten. Ich glaube, es verging kein Tag, wo nicht
wenigstens ein Rockstar oder eine Heavy Metal Band hier logierten. Und es
verging nicht eine Woche in den vier Jahren meiner Tätigkeit hier, wo ich
nicht dort war, um irgendeinen hoffnungsvollen Barden der harten Tonkunst
zu interviewen oder zu fotografieren. Alle hatten hier schon gewohnt. Ob
Overkill, Testament, oder Megadeth, ob Slayer, Suicidal Tendences oder
Slaughter, Love/Hate und Cinderella, ob australische Eintagsfliegen oder
amerikanische Durchschnittskünstler, - alle waren sie schon da gewesen. Und auch
heute noch reagieren die meisten Musiker, wenn man den Namen Columbia
Hotel erwähnt, mit einem wissenden Grinsen und sehr guter Erinnerung
daran. Doch eigentlich gab es gar nichts besonderes an dem alten Kasten,
dessen Fassade damals bereits schon weitsichtlich bröckelte, der außer
einem Frühstücksbuffet und einer Bar, die die ganze Nacht geöffnet war,
nicht viel zu bieten hatte. Doch, eines gab es da noch, nämlich eine
Sauna im Keller. Die war zwar eher von der altmodischen Sorte, aber sie
erfüllte ihren Zweck, funktionierte einwandfrei und wurde auch angemessen
frequentiert. Und es war vor allem eine gemischte Sauna, wo Männlein und
Weiblein in trauter Zweisamkeit bzw. Mehrsamkeit den Genüssen heißer Dämpfe
frönten. Ein Umstand, der für uns Europäer nichts neues und auch nichts
ungewöhnliches ist. Für einen Amerikaner allerdings ist dies ein Ding
der Unvorstellbarkeit, so genießt er doch in den Staaten seit je her die
skandinavische Art der
Erholung – erstens streng getrennt zwischen Frau und Mann und noch dazu
züchtig in Badehose und Bikini. Ja ja, der ach so coole und lockere Ami,
aber da hörte sein Verständnis für die Leichtigkeit des Seins auf. Und
das ist auch heute noch so, zumal man auf dem neuen Kontinent weder Freikörperkultur-Strände
findet noch eben jene Art von Saunen, die in Europa bereits seit langem
zur natürlichsten Sache der Welt gehören.
Okidok, dies sei hierzu gesagt, bzw. zum besseren Verständnis der Vorkommnisse,
die sich an einem April Tag 1990 im
Columbia Hotel abspielten.
Die Band die uns mit ihrer Präsenz gerade beglückte war
Savatage. Der
Sinn und Zweck ihres Hier-seins war das Release von „Gutter Ballet“.
Meiner
heutigen Ansicht nach, das zweitbeste Album nach „Hall Of The Mountain King“,
das die Gruppe jemals produziert hat.
Das Line up bestand zu jener Zeit aus Jon Oliva (voc) Chris Oliva (git),
Chris Caffery (git), Johnny Lee Middleton (Bass) und Steve Wachholz (drums).
Wenn ich zurück blicke, dann muss ich sagen, dass für mich
diese Konstellation das wohl klassischste Savatage Line up überhaupt war. Und auch wenn mit der Zeit und den darauffolgenden Jahren so
einige namhafte Musiker hinzu gestoßen waren, weil Jon Olivas Stimme
schlicht und einfach irgendwann nicht mehr den Anforderungen entsprochen
hatte, so war es doch gerade dieses Organ und der Gitarrenstil seines
Bruders Chris, das Savatage sein individuelles Markenzeichen aufgesetzt
hatte. Es war eines meiner Routine-Interviews in dem es vor allem um die
neue Scheibe ging. Im einzelnen kann ich mich nicht mehr daran erinnern,
nur soviel, dass ich das Gespräch mit den beiden Oliva Brüdern geführt
hatte. Erwähnt sei noch, dass ich mich bei Interviews stets bemühte, als
Schlusslicht eingeteilt zu werden. Das hatte zwar den Nachteil, dass
manche Musiker dann schon ziemlich genervt waren von den 100.000 meist
gleichen Fragen und deutliche Ermüdungserscheinungen zeigten. Es hatte
aber auch den Vorteil, dass man am Ende oft noch Zeit zum ungezwungenen
Plauderstündchen ohne Rekorder und Mikrophon mit dem Künstler übrig hatte. Das
war zwar nicht immer der Fall, aber es passierte doch so hin und wieder.
Zudem war die Interview Schedule in nationale Presse und internationale
Presse eingeteilt. Und zur internationalen Presse gehörten an jenem
Nachmittag auch eine Kollegin namens Liz aus Schweden, die für ein
dortiges Heavy Metal Magazin die Auslandskorrespondenz führte und eine
Italienerin mit dem wohlklingenden Namen
Donatella, die von London aus eine Radiostation in Rom mit O-Tönen
versorgte. Beide Girls waren nicht unbedingt die ultimativen HM
Spezialisten und ähnelten visuell eher der poppigen Variante von
Regenbogen Presse-Tanten. Und sie machten vor allem keinerlei Anstalten nach
ihrem Einsatz die Stätte der Begegnung zu verlassen. Ach ja, und da war
auch noch ein spanischer Kollege, an dessen Namen ich mich aber beim
besten Willen nicht mehr erinnern kann. Also entwickelte sich nach meinem
üblichen Frage und Antwort Spiel so was wie eine gemütliche Runde, der
jene Journies, die gesamte Band und ich angehörten. -
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Jon Oliva, Steve
Wachholz, Chris Caffery, Chris Oliva, Johnny Lee Middleton
London at the Columbia Hotel Bar - an jenem Nachmittag im Frühjahr 1990
(dieses Foto wurde zudem als Poster im Metal Heart Magazin im Jahr 2001
veröffentlicht.) |
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Und irgendwann kam auch die Sprache auf die – nur allzu berühmte
Saunalandschaft des Columbia Hotels. Unsere amerikanischen Hardrocker
entwickelten sich daraufhin einmal mehr als die erzkonservativen Spießer, die
einerseits über solche Zustände entsetzt den Kopf schüttelten,
andererseits aber doch eine gewisse Faszination nicht verbergen konnten.
Als Liz irgendwann ihr Plädoyer über die Herkunft, Sitte und
Gewohnheit der Heißdampfbäder beendet hatte, folgte unmittelbar danach der Vorschlag doch
gemeinsam die Örtlichkeit auszuprobieren. Für einem Moment herrschte
absolute Stille anhand der Verlegenheit nach dem Motto: wie komme ich drum
rum ohne als Feigling zu wirken. Jon faselte etwas von seinem Kreislauf,
der nicht stabil wäre (Anm. dabei war er damals noch so in etwa die halbe
Portion von dem was er später war und heute noch ist)
Bass und Schlagzeug drucksten herum und konnten sich nicht
entscheiden und der Youngster in der Runde, Chris Caffery tat als einziger
das Thema großmaulig ab nach dem Motto: „da ist doch nichts dabei, das
mach’ ich doch mit links.“ – Ich mochte den Kerl nicht. Ich mag
generell keine betont zynischen Querdenker, die sich auch noch diese
eigenwillige Arroganz zugelegt haben, die einen, wenn auch nur unbewusst,
runterputzt. Aber es war gerade er, der die Diskussion bezüglich jener
Sauna und dem vorgeschlagenen Unterfangen auf den Gipfel des Olymps trieb.
Großspurig erklärte er sich bereit mit uns am nächsten Tag einen
gemischten Saunabesuch in Angriff zu nehmen. Der Rest der Truppe grinste
stillschweigend mit, und anstandshalber brummte der Bass – Mr. Middleton
auch noch in seinen imaginären Bart, dass er es sich überlegen wolle.
Chris Caffery wollte also mit. Einziges Problem bei der Sache war, ich
glaubte nicht daran, zumindest so lange nicht, bis wir effektiv in der
Sauna sitzen würden. „Wetten, du ziehst in letzter Sekunde den Schwanz
ein?!“ entrutschte es mir ziemlich
aggressiv. Der Typ brachte mich allein schon durch seine Anwesenheit auf
die Palme. „Okay“, meinte er, „wetten wir. Was krieg’ ich, wenn
ich komme?“ – „Was krieg’ ich, wenn Du nicht erscheinst?“
konterte ich. Er sah mich herausfordernd an mit jenem gewissem Blick und
meinte: „das gleiche“. Ihr wisst was gemeint war. Aber genau das, war
so ziemlich das hinterletzte was ich von dem Kerl wollte. Nein, nein,
nein, davor lebte ich lieber die nächsten 5 Jahre abstinent von allem und
jeglichem. – Chris sah mich
mit diesem abschätzenden Blick von oben bis unten an, drehte sich um, hob
lasziv die Hand zum allgemeinen Gruß und ging. Liz rief ihm noch
hinterher: „vergiss nicht, morgen um 10 Uhr in der Sauna“. Der Rest
der Konversation mit den anderen Jungs verlief noch einige Zeit
unspektakulär, bevor die allgemeine Aufbruchsstimmung den Abend beendete.
– „Scheiße Liz, du willst doch nicht wirklich morgen früh hier auf
der Matte stehen?“ fragte ich sie noch an der Undergroundstation.
„Aber klar doch, und du kommst doch auch, oder?“ Meine Antwort wartete
sie nicht mehr ab, da ihr Zug gerade einfuhr. – Den Rest der Nacht
schlief ich schlecht. – Soll ich oder soll ich nicht. Reizen würds mich
schon, und wenn’s nur wär um mich über die schmächtige Gestalt und
noch etwas anderes eines Chris Caffery zu amüsieren. Aber was war mit mir
im Gegenzug? Ich besitze leider keine Topmodel Figur und werde sie auch
nie bekommen in diesem Leben. Aber wie heißts so schön, nobody is
perfect. Und in dieser Sekunde beschloss ich am nächsten Vormittag pünktlich
um 10 Uhr wieder im Columbia Hotel zu sein. Ich weiß nicht was es war,
aber so wenig mir der Kerl menschlich lag, so reizte es mich doch
irgendwie diese Story zuende zu bringen. Life ist schließlich
Rock’n’Roll –
Die Sauna war nicht besonders groß, und es hatten grad mal 4-5 Leute
gleichzeitig Platz darin. Liz lag schon drin in ihrer ganzen Weiblichkeit,
während ich noch unschlüssig da stand und mit ungutem Gefühl überlegte,
wie sich die allgemeine Reaktion eines prüden Amerikaners auf die Situation auswirken würde. – Nachdem ca. 20 Minuten vergangen waren, ohne das etwas
passierte, bzw. jemand kam, ging ich wieder nach oben an die Rezeption und ließ
anrufen. Fast im selben Augenblick erschien ein total verschlafener Chris
auf der Freitreppe, sah mich groß an und meinte ganz unschuldig: „was
zum Teufel tust du schon wieder hier“. – Die offensichtliche
gegenseitige Abneigung war nicht mehr zu verbergen. „Ja, sag mal, hast
du etwa die Saunaverabredung vergessen?“
“Was, wieso? – Du hast doch nicht wirklich geglaubt, ich geh mit euch
in die Sauna?!“ kreischte der Blondschopf aufgebracht. Diese Reaktion
schien allerdings nicht so
sehr auf die gemischten Tatsachen der Örtlichkeit bezogen, als vielmehr
auf meine Person. Genauso gut hätte er sagen können, ‚mit dir auf
einer einsamen Insel, und ich würde Mönch werden’. Wie auch immer, der
impulsive Gefühlsausbruch eines Herrn Caffery hatte zumindest mein
weibliches Selbstbewusstsein auf den absoluten Nullpunkt gedrückt.
„Nun, Liz ist schon unten und wartet auch“, fügte ich noch an. – Er
ging nicht darauf ein, drehte sich wortlos um und kletterte die Stufen
wieder hoch. „Okay und was krieg’ ich jetzt dafür? Ich hab’ ja
gewusst, du würdest nicht in die gemischte Sauna mit uns gehen“, rief
ich ihm nach. Chris drehte sich noch mal um und meinte bissig: „nie, nur
über meine Leiche“. – Tja was der Gute wohl damit gemeint hatte? Ich
wollte noch mal zu Liz hinunter und ihr berichten, dass unser Kommen wohl
für die Katz' gewesen sei, als mich beim öffnen der Sauna-Vorraumtür
fast der Schlag zur Salzsäule erstarren ließ. Saßen da doch in Reih und
Glied der Rest der Gruppe im Heißluftraum, zusammen mit Liz und aalten
sich im heißen Dampf und sichtlich angetan von meinem blöden Gesicht. So
wie Gott sie schuf, nur mit Handtuch versehen und mit fiesem Grinsen in
Anbetracht meiner – noch bekleideten Wenigkeit. „Na, worauf wartest du
noch“, rief das Schlagzeug. „ Ein Platz ist noch frei, wenn wir
zusammen rücken“. Nein, da kam ich wohl nicht mehr raus und musste wohl
oder übel mitmachen. Aber wer hätte schon gedacht, dass die komplette
Mannschaft, außer einem, hier
urplötzlich anwesend sein würde.
Leider habe ich
kein Foto in der Sauna gemacht. - Ich bereue es heute noch
Nein, aus diesem Schlamassel kam ich nicht mehr raus, und
ich verwünschte die vergangenen 5 Minuten, die mich noch einmal da
hinunter gehen haben lassen. Okay, Augen zu und durch, aber mit großem
Handtuch versehen. Und ich muss gestehen, die nächste halbe Stunde war in
etwa so aufregend, wie ein 3-stündiger Vortrag über das Leben und
Sterben von Maikäfern. Ja, was hatte ich denn eigentlich erwartet? Nein,
um Gotteswillen – keine Orgie, so weit wär’ ich nicht gegangen. Wäre
bei dieser Hitze von ca. 90 Grad auch gar nicht möglich gewesen. Aber
vielleicht hatte ich spöttische Resonanz in Anbetracht meiner Gestalt
erwartet oder so was ähnliches. Nichts dergleichen passierte. Es wurde
wenig gesprochen, und jeder war mit sich selbst beschäftigt, die Hitze
gut zu verdauen. Und um’s auf den Punkt zu bringen, es war letztendlich
so was von unspektakulär, dass nur die Tatsache, dass man mit einer
Rockband die Sauna geteilt hatte, noch aufhorchen ließ. Beim Verlassen
der heiligen Stätte, war ich direkt etwas entäuscht, dass nicht einmal
eine angeregtere Unterhaltung stattgefunden hatte. Aber die Macht der Ungewohnheit einer Sauna ließ nicht mal
das zu. Und nach etwa 10 Minuten war das Spektakel schneller beendet als
es begonnen hatte. Von der harten Heavy Metal Band konnte man in dieser
Zeit nicht mal ansatzweise etwas spüren. Also doch lieber live on stage
mit passendem Image und guter Musik. Nur den Anblick der vier Hardrocker
in der Sauna, und zwar in dem Moment, wo ich rein kam, - den werde
ich nie vergessen.
Ob sich Chris, der als einziger durch Abwesenheit glänzte,
letztendlich nicht getraut hatte mit drei Frauen eine Sauna zu
teilen oder ob es nur die offensichtliche Abneigung an meiner Person war,
das erfuhr ich nicht mehr, und ich habe es auch in den folgenden Jahren
bei diversen Gelegenheiten eines Zusammentreffens
nicht mehr erfahren.
Savatage in
München, Metropolis 1998 |
Der
gemütlichste Charakter von Savatage - Jon Oliva
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Wenn die Band in mehr
oder weniger regelmäßigen Abständen in Europa, ob London oder später
in München, war, traf ich sie unverbindlich zum Interview oder einem
Aftershow Drink. Chris ging mir immer wohlweislich aus dem Weg, die
anderen hatten die Geschichte damals sowieso nicht richtig mitbekommen.
Chris Oliva war irgendwann bei einem Autounfall ums Leben gekommen, was mir
doch nahe ging, da ich ihn
als sehr netten, ruhigen Zeitgenossen kannte, der immer ein freundliches
Wort für einen übrig hatte. Jon wurde immer dicker und gab das
Gesangsmikro in andere Hände. Johnny gab’s auch noch immer, der Rest
der Truppe hält sich bis heute als auswechselbar. An einen sehr netten
Abend vor ein paar Jahren kann ich mich auch noch erinnern, als Jon Oliva
und Johnny Lee Middleton für einen Abend in München weilten, und wir
beim Thailänder alls Fassetten asiatischer Trinkkunst durch gingen,
das Geplätscher an der Hotelbar fortsetzten bis in die frühen
Morgenstunden und in alten Erinnerungen schwelgten. Und das alles ohne
Backstage Atmosphäre und den ganzen Zinnober.
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& jetzt noch
einen Mai Tai
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mmmhhh lecker
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mit Jon Oliva &
Johnny Lee Middleton
beim Thailänder "Rüe'nThai" in der Katzmayrstraße in
München 2001 |
... & eine
Havanna |
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Das war auch das letzte Mal, wo der
Sauna-Besuch erwähnt wurde.
Chris Caffery, der sich zwischenzeitlich von Savatage getrennt hatte
, war
inzwischen wieder festes
Bestandteil der Truppe. Warm geworden war ich mit dem
Kerl jedenfalls in all
den Jahren nicht. – Bis....... ja bis sich im Spätsommer 2004, - 15
Jahre nach der imaginären Saunawette in London, die Dinge bzw. das Verhältnis zu
diesem Herrn, grundlegend veränderte. Wie heißt es so schön: man
begegnet sich immer zwei Mal im Leben, sinnbildlich gesehen. Klar hatte
man sich über die Jahre, wie schon zuvor erwähnt, bereits mehrmals
wieder gesehen, das aber nur oberflächlich und ohne Emotion. Aber diesmal
war es anders. Chris war ohne Savatage auf Solopfaden unterwegs und
weilte, festgenagelt dank organisatorischer Probleme, für 3 Tage in München.
(siehe auch Story Nr. 16 auf dieser Website, die so auch in einer
deutschen Heavy Metal Zeitschrift abgedruckt worden war.- Aber auf der
offiziellen Schiene berichtet man natürlich, wenn auch lustig, doch
nur über die Fakten, aber nicht über den persönlichen und sehr
privaten Aspekt.) Ich werde den Blick nie vergessen, als ich ihn in der
Lobby des Holiday Inns hier in München wieder traf.
Aber
gesagt hat er nichts,- kein Sterbenswort. Und der unergründliche
Gesichtsausdruck ließ nicht erahnen was er dachte. Okay, Höflichkeit
geht vor, es wurde kein Wort mehr über vergangenes gesprochen. Und unsere
gegenseitige Aversion war auch etwas verblasst. Menschen verändern sich
schließlich, werden älter, gesetzter und ruhiger und manchmal auch
weiser. Ich sollte am folgenden Tag ein Story über ihn machen im Rahmen
einer Sightseeing Tour von München. Und da der Kerli bereits am Vorabend
hier rum saß und nichts zu tun hatte, schlug ich vor, ob er mich nach Wörgl
in Tirol begleiten wolle zu einem Konzert von Monster Magnet. Welcher
Teufel mich da geritten hatte, war mir schon einem Moment später nicht
mehr klar. Es war verrückt. Hätte mir damals in London, und auch noch
ein paar Jahre später einer gesagt, du fährst mal mit diesem Typen
zusammen allein in deine Heimat zu einem Kurzausflug, dann hätt’ ich
denjenigen für übergeschnappt erklärt. Aber so saß er da im Auto, sprach
wenig und betrachtete nur ausführlich die Gegend. In Wörgl angekommen,
wollte er zuerst noch die Stadt erkunden, bevor wir bei Monster Magnet
landeten. Allerdings hab ich mich sehr bald gefragt, warum er eigentlich
hier war. Denn die Bar und all ihre alkoholischen Versuchungen übten auf
den guten Chris eine wesentlich höhere Anziehungskraft aus, als die
ausgeflippte Show eines Mr. David Wyndorfs. Ich ließ ihn einfach sitzen,
denn zumindest ich war her gekommen, um die Band zu sehen, und nicht um
Babysitter zu spielen. Aber das war ein Fehler, wie sich hinterher
herausstellte. Heiliges Kanonenrohr, war der Kleine dicht. Ich hatte den
Eindruck, dass er sämtliche Alkoholbestände der Bar vom Komma Club
ausprobiert hatte. Wenigstens unterhielt er sich gut mit allen möglichen
Leuten, und ich musste feststellen, dass Mr. Caffery einen Redefluss an
den Tag legen kann, dass jedes Waschweib, vor Neid erblasst, mundtot
gemacht werden würde..
auch in Wörgl
immer mobil |
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....& zum anderen
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Sommer
2004
Monster
Magnet zum einen.... |
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ich weiß echt
nicht mehr, wie ich ihn da
raus gebraucht hab...
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Chris verblüffte mich einmal mehr,
als dass er , obwohl er sturzbesoffen war, doch noch eine relativ normale
Konversation führen konnte. Nur zum Auto mussten wir ihn zu zweit mehr
tragen als führen. Und dass er mir auf der einstündigen Rückfahrt nicht
auf die Rückbank gekotzt hat, ist mir bis heute schleierhaft. Am Hotel
angekommen, buxierte ich ihn unsanft hinaus und als Dank drückte er mir
noch einen dicken Schmatz auf die Lippen. – Aus, Schluss, ab nach Hause, um
auf der Heimfahrt umgehend feststellen zu müssen, dass Mr. Caffery sein
Handy im Wagen liegen gelassen hatte.
Nächster Tag, vormittags um 11 Uhr. Diesmal war ich offiziell hier,
einmal mehr in meiner Funktion als Journalist. Fakt war, Chris war wieder
nüchtern, ohne großartige Emotion oder auch nur ein Wort zum vergangenen
Abend. Die alte Distanz war wieder zurück gekehrt. Hofbräuhaus, Hard
Rock Cafe, Glockenspiel am Marienplatz und mindestens 7-8 Lokal-Besuche
mit extensiven Biergenuss stand auf dem Programm.
All das könnt Ihr in aller Ausführlichkeit in der Story
16 lesen. Nur den Ausgang dieses
Tages oder sollte ich sagen die Nacht, hab ich in der abgedruckten
offiziellen Version im Metal Heart vernachlässigt und nicht weiter erwähnt.
Ich hatte am Vormittag, bevor wir zum Sightseeing Trip aufbrachen, meine
Tasche bei ihm im Hotelzimmer gelassen. Und diese musste ich auch wieder
mitnehmen. Nein, da war keine Absicht dahinter gewesen. Sie war nur
schlicht und ergreifend zu schwer und zu unförmig, als dass ich sie all die
Zeit mitschleppen hätte wollen. -
Herrschaftszeiten, wenn ich’s mir so durch den Kopf gehen ließ,
konnte ich’s nach wie vor nicht begreifen, dass ich nach all den Jahren
und der Antisympathie für diesen Knaben jetzt für ihn hier in München
zwei Tage lang Fremdenführer und Freizeitgestalter gespielt hatte. Und in
all der Zeit wurde nicht ein einziges Mal über die Vergangenheit
gesprochen. So, als ob es nie eine Saunawette, und nie diese Aversion
gegeben hätte. Es war spät, ich brachte ihn zurück ins Hotel, auf sein
Zimmer und wollte eigentlich nur meinen Beutel holen und mit einem kurzen
tschüs abhauen. Nun, was soll ich sagen.... nur so viel, einen
Saunabesuch braucht’s jetzt auch nicht mehr um zu wissen, dass Chris ein
Piercing am Bachnabel hat und jüdischer Herkunft ist. Und wieder erinnere
ich mich an anno dazumal in London, im Columbia Hotel.... Hätte mir
damals jemand gesagt, dass..... J
))) einfach unvorstellbar. Aber immerhin - die Wettschulden waren
somit indirekt (fast) beglichen.... wenn auch nur unbewusst. Denn ehrlich gestanden, da dachte
in dem Moment keiner von uns mehr daran.
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Chris - live in
München 2005
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PS.: ich hab’ Chris seit dem München Trip zwei Mal wieder getroffen,
allerdings on tour. – Kein Wort, keine Emotion, kein weiterer Kommentar
mehr, nur lapidarer Smalltalk mit dem üblichen Zynismus. Und dabei
wird’s wohl zukünftig auch bleiben. Und die jahrelange Anti- und doch
Sympathie, die wahrscheinlich inzwischen nur noch in unserer beiden
Einbildung existiert, wird
wohl so bestehen bleiben. Solong und machs gut Chris. Du und Savatage gehören
auf alle Fälle zum festen Bestandteil meiner Rock’n’Roll
Erinnerungen. Ich war schließlich vorher und auch nachher nie mehr
mit einer
(fast) kompletten Rockband in einer Sauna, oder hab Fremdenführer für
Rockstars gespielt....
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Wir
mögen uns noch immer nicht wirklich....... sieht man doch, oder?!!!
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Nochmal PS.: nur um’s zu erwähnen, - das Columbia
Hotel in
London gibt’s immer noch! |