Ich weiß, Ihr werdet langsam denken, dass ich mich in Gottschalk verliebt habe, so oft wie ich den großen Blonden in meinen vergangenen Kolumnen thematisiert habe. Aber das ist natürlich mitnichten der Fall. Unser lieber Thomas gibt nur momentan ständig den Anlass zu einem neuen Aufreger, wo ich mich einfach nicht zurückhalten kann. 
Also willkommen zu einer weiteren Ausgabe von"Gottschalk und die Oldies". 
Dass es abseits von "Wetten, dass...?" für den Blonden nur selten gut läuft, ist hinreichend bekannt. Und die Gründe dafür liegen ja auch auf der Hand
(siehe Kolumne 3). So hatten es viele offenbar schon im Vorfeld geahnt, dass auch das großzügige Geschenk des ZDF zu Gottschalks 60. Geburtstag kräftig in die Hose gehen würde. Gerade mal gute drei Millionen Zuschauer taten sich die "Swinging Sixties" an und durften einem nahezu einzigartigen TV-Desaster beiwohnen. Der Moderator beamte sich ohne Plan und roten Faden durch die beschwingten Sechziger, die musikalischen Beiträge und die prominenten Gäste waren - von ganz wenigen Aus-
nahmen abgesehen - grottenschlecht bis katastrophal. Da half es auch nichts, dass seitens des ZDF an der ganzen Show (Aufzeichnung!) ziemlich rumgeschnippelt wurde (was übrigens derart stümperhaft geschah,
dass es auch dem letzten Zuschauer 
auffallen musste), übrig blieb dennoch eine Aneinanderreihung von  Pannen und Peinlichkeiten. 
Aber gehen wir mal ganz chronologisch vor und beginnen mit Gottschalks Super-Kombo, die uns durch die ganze Sendung begleiten durfte.


Die Truppe, die das musikalische Rahmenprogramm beisteuerte, nannte sich "Overtures" und erinnerte irgendwie an eine Band, die gewöhnlicher weise auf Hochzeiten oder beim Seniorentanz für Stimmung sorgt. Chubby Checker, Spencer Davies, The Hollies, Petula Clark und eine Beatles Coverband durften sich ebenfalls die Ehre geben (natürlich meist mit Vollplayback). Vor allem bei der Spencer Davies Group hatte man den Eindruck, dass da oben nicht nur Grufties stehen, sondern schon Verwesis. Oma Petula zeigte sich von ihrer besten Seite, aber den Spuren des Zahns der Zeit konnte selbst sie nicht verbergen. Am besten sah noch Mr.Checker aus. Allerdings möchte ich gar nicht wissen, wie oft er sich schon die Falten hat glatt bügeln lassen.
Wer aber vermutete, die "Swinging Sixties" seien in erster Linie eine Musiksendung, der war ganz und gar auf dem falschen Dampfer. Neben Einspielfilmchen und flapsigen Kommentaren à la SAT1 oder RTL sollten vor allem die Talk-Gäste der Sendung ihren Stempel aufdrücken. Und das taten sie auch - die einen mehr, die anderen weniger.
Dass weniger manchmal besser ist, bewies die Sängerin Vicky Leandros, die sich in angenehmer Zurückhaltung übte. Das krasse Gegenteil war der megapeinliche Auftritt des Schauspielers Helmut Berger (siehe Video rechts), der sich derart daneben benahm, dass man sich schon fragen muss, wie fahrlässig das ZDF eigentlich mit Gebührengeldern der Zuschauer umgehen darf. Aber bei Helmütchen hat halt wahrscheinlich der Alkohol das seinige vollbracht, um ihn derart zu verunstalten.

Jeder wisse doch, so
Frauchen, dass dieser Typ stets volltrunken ist und verbalen Odel der übelsten Sorte von sich gibt. Warum lädt man einen solchen Sack dann überhaupt noch in eine TV-Show ein und zahlt ihm auch noch eine (sicher nicht unwesentliche) Gage? Die Antwort können wohl nur Gottschalk und die Verantwort-
lichen beim ZDF geben.
Ähnliches gilt für den Auftritt des

 Top-Models  Sara Nuru. Was bitte hat die mit den beschwingten Sechzigern zu tun? Sie hat ja noch nicht mal die Siebziger oder Achtziger miterlebt.
Aber Frau Nuru stammt aus dem Stall von Heidi Klum, und der fühlt sich Gottschalk ja seit geraumer Zeit extrem verbunden. Immerhin durfte Klum schon mal fast eine komplette Ausgabe von "Wetten, dass...?" als persönliche Werbeplattform missbrauchen. "Klum und ihr Umfeld bringen Quote", wird sich der Showmaster gedacht haben. Leiden ging die Rechnung diesmal nicht auf.

Jeden Talkgast persönlich zu erwähnen, erspare ich Euch.
Vielleicht sollte ich noch Robin Gibb erwähnen, der mit Massachusets den guten alten Bee Gees gedachte.
Doch auf zwei schillernde Persönlichkeiten möchte ich doch noch genauer eingehen. Da wäre einmal Deutschlands Vorzeige-Emanze Alice Schwarzer (auch Knitter-Alice genannt), die mal wieder ihre, seit Jahrzehnten standardisierten Thesen von sich geben durfte. Und dann war da noch - oh Graus - eine Dame, die man gut und gerne als Edel-Groupie der Sechziger bezeichnen könnte. Genau: Gottschalk, der übrigens während der Show mindestens drei Mal betonte, dass er aus "Kulmbach in Oberfranken" stammt (warum er das tat, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben), hatte doch tatsächlich die berühmte Uschi Obermaier eingeladen. Was wissen wir über die Frau? Frauchen hat mal schnell recherchiert: "In ihrer Autobiografie Das wilde Leben bestätigt Obermaier unter anderem Affären mit Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones sowie indirekt mit Jimi Hendrix. Ihren Schilderungen zufolge bestand das Frühstück mit den Stones immer aus Kaviar und Champagner – in ihrem Fall Apfelsaft, einer Line Heroin und einem Joint." Und wieder einmal ist damit der Beweis erbracht, dass Drogenkonsum nachhaltigen Schaden anrichtet. Diese Erkenntnis ist aber auch das einzige, was man Uschi Obermaier noch abgewinnen kann. Ansonsten kam von ihr banales und überflüssiges Gelaber auf niedrigstem Niveau, was aber irgendwie zu der ganzen Sendung passte (also vielleicht doch ein "roter Faden").

Ich denke mir für meinen Teil, schade, dass es kein Fernsehprogramm speziell für Hunde gibt. Wäre dem so, hätte ich mir dort zu meinem 14. Geburtstag im Februar dieses Jahres einen Rückblick auf die schönste Filme mit Vierbeinern gewünscht: Lassie, Cap und Capper, Susi und Strolch und so weiter. Das ist TV mit Niveau! Ganz im Gegenteil zu Gottschalks peinlicher Geburtstagsgala, die der große Blonde (übrigens im schicken Gehrock) auch noch mit inhaltslosen Wortfetzen über Störsender im Radio, Woodstock-Gurus und natürlich über Kulmbach in Oberfranken anreicherte. Hoffentlich bleibt uns zu seinem 70. Geburtstag eine ähnliche Bankrotterklärung über die Siebziger erspart. 
Oder was meint ihr? Mailt mir doch an sina@public-files.de. Bis zum nächsten Mal. Wuff! Und in diesem Sinne nachstehend noch mein Lieblingssong auch wenn dieser die Sechziger ums Können verfehlt hat und von 1971 ist.

Kommentare

Gerd
Liebe Sina,´Du hast wieder mal den Nagel - wie eigentlich immer - auf den Kopf getroffen. Man spürt Deine Weisheit in jedem Satz. Sicher hat man schon vergessen, wann die letzte so grottenschlecht produzierte und inhaltlich leere Sendung im öffentlich-rechtlichen TV zu sehen war. Es muss wohl schon lange her sein, vielleicht schon im letzten Jahrtausend. Zum Glück hat man herausgeschnitten, dass dieser unsäglich doofe besoffene Berger (hat der wirklich mal so ähm ausgesehen wie in den Filmausschnitten???), dem Bäumler in den Schritt gefasst hat, wie man im www lesen konnte. Nee Sina, ich kann verstehen, dass Du - wenn man dich an diese "Show" erinnerst, nur noch bissig kläffen kannst und das völlig zu Recht. Lass Dir aber den letzten der Ostertage deshalb nicht vermiesen und grüße Dein Frauchen von mir

Vreni
Hallo Sina,
leider ist Dein Beitrag doch etwas zu bissig geraten. Warst Du live dabei in München ? Dann hättest Du sicherlich einen anderen Eindruck gewonnen. Wir waren als eine Gruppe Bee Gees Fans hingefahren -und freuen uns über ein
gelungenes Event ! Ich weiß nicht, was Du bei einer Sendung von Thomas Gottschalk erwartet hast ? Er ist wie er ist -und seine Sprüche sind nicht immer oberstes Niveau; dennoch bot die Sendung meiner Meinung nach ´ne gute Mischung aus super Atmosphäre, guter Musik ( die MUSS gar nicht live sein ! ) , Zeitreise in die Vergangenheit.
Wir ertappten uns oftmals beim " Genau, so war es ! " Unser Highlight war natürlich Robin Gibb; sicherlich war er etwas irritiert, dass er so unverhofft singen sollte, aber er hats gut gemanaget und nicht umsonst Standing Ovations bekommen. Dass Berger derart betrunken ankommt - nun, damit hatte wohl niemand gerechnet; ich persönlich hätte den Part einfach rausgelassen. Sara Nuro war komplett fehl am Platz, da gebe ich Dir recht. Immerhin bin ich froh, dass Thomas die geplanten " Nackten Tatsachen " ausgelassen hat. Gezwungener Maßen oder nicht - das wird zumindest mir ein Geheimnis bleiben. Der Termin der Sendung war wohl mit dem Samstag vor Ostern nicht gut gewählt da sind einfach viele unterwegs - oder mit anderweitigen Ostervorbereitungen beschäftigt. Wie dem auch sei: Die Sendung war für uns Anwesende bei weitem nicht so furchtbar wie Dein Bericht glauben machen möchte. Es war SUPER TOLL ! 
Herzliche Grüsse aus Karlsruhe,

Tina
Ich hab bei der Sixties Show nur einmal kurz rein gezappt, als die Spencer Davis Group gespielt hat. Das fand ich schon schlimm und mein Gott, ich habe den Berger Auftritt gerade noch einmal angeschaut, das ist ja eine Zumutung!!!! Dein Hinweis, für was unsere Rundfunk-Gebühren da verschleudert  werden, ist einsame Spitze. Danke, Du sprichst mir aus der Seele. Dass man da so  einen Gast nicht dezent aus dem Studio entfernt?!?! Ehrlich gesagt. geht mir die  Sarah Nuru auch schon auf den Geist, überall ist sie eingeladen und gibt ihren  Senf dazu - Ahnung hat sie von allem aber herzlich wenig.