Rock’n’Roll will never die.....



..... besagt doch so ein schönes Sprichwort, ganz dem Klichee entsprechend. Klar, na logisch wird’s immer Musik geben. Es fragt sich nur in welcher Form..... Besonders dann frage ich  mich das, wenn ich unsere tollen deutschen Charts anschaue, und was sich darin im Moment so alles tummelt. Ich sage nur ‚Schnuffel’ und der Kuschelsong, der sich nunmehr seit etlichen Wochen auf Nummer Eins der Single Hitparade befindet. – Und ich frage mich des weiteren, stehen wir Alten, und dazu zähle ich jeden über 30, musikalisch schon mit einem Bein in der Gruft. -
Ich habe mir jedenfalls einmal Gedanken gemacht über die Entwicklung der Musiklandschaft in den letzten zwei ein halb Jahrzehnten. Das ist fast exakt die Zeit, die ich mich selbst in diesem Genre bewege und versuche, Musik, die es wert ist, zu fördern.
Wenn ich dabei nun Vergleiche anstelle zwischen den Künstlern, die meine Jugend begleitet haben und auch die weiteren Jahre und das, was jetzt in der breiten Musiklandschaft angesagt ist, dann frage ich mich oft: - was bleibt, wenn die Alten erst mal alle aufgehört und weg gestorben sind? Woher kommt diese Entwicklung? 

Ja, in den Achtzigern und vorher, da war die Industrie noch gesünder, da wurden Künstler noch gefördert. Es wurde ein Album produziert. Wenn dieses nicht gleich einschlug, - auch egal, dann machen wir halt noch ein zweites und ein drittes. – Heute ist dies fast schon undenkbar. Entweder es funktioniert sofort, oder off we go again.... Besonders wenn Majorlabel ein Mitspracherecht besitzen. – Apropo Majors.... Ich kann mich noch sehr gut erinnern an Zeiten, wo mir von diesen jede Neuerscheinung als Promoexemplar automatisch zugeschickt wurde, ob ich das jetzt wollte oder nicht. Wo Briefumschläge mit zwei Konzertickets ins Haus geflattert kamen, ohne dass ich überhaupt darum gebeten hatte. Und man fühlte sich fast schon genötigt das entsprechende Event dann zu besuchen. – Die Jahre zwischen 1987 und 1991 verbrachte ich in London, der europäischen Hauptstadt des Rock’n’Roll. Die US-Glamrock Phase war in vollem Gange, und nach jedem zweiten Konzert gabs die, fast schon obligatorische Party mit Drinks so viele das Herz begehrte und oft auch noch ein üppiges Büffet. – 

Yep, das war Rock’n’Roll, wie er wilder, üppiger und kulanter nicht sein konnte. Bands und Künstler wurden nur für reine Promotionzwecke durchs Land gezerrt, von einer Stadt zur anderen, von einem Hotel zum nächsten. Keine Kosten und Mühen wurden gescheut. In den Neunzigern, als ich schon längst in München lebte, war das Hilton Hotel am Tuchapark fast schon so was wie mein zweites Zu Hause. Mindestens 3-4 Mal in der Woche ging ich dort ein und aus für diverse Interviews. Heute kann man froh sein, wenn das eine oder andere Interview kurz vor dem Auftritt an der Halle klappt. Von  Parties und Aftershow Parties rede ich schon gar nicht mehr. – Was war passiert? -

Liegt es tatsächlich am allmächtigen Internet und seinen diversen Vorteilen, sowie an der Technik, die es zulassen, dass einer eine CD kauft und sie für 20 Kumpels kopiert. Oder dass man sich das Teil gleich frisch komplett herunter ladet aus dem Netz? -  Welche Frage! Klar doch, für die Industrie ist das der Sündenbock, der, der die Defizite herbei gerufen hat im Verkauf. – Aber hat sich einmal jemand gefragt, ob die Ursache nicht schon viel früher entstanden ist. Nämlich dann, als langsam aber stetig die Produktpreise in Höhe gegangen waren wegen eben jener enormen Unkosten für Promo und Parties. Wenn ich mich heute im Mediamarkt umsehe und feststelle, dass die neue Scheibe von,- weiß der Geier wem,. 17,99 oder gar 19,99 Euro kostet, dann überlege ich mir auch drei Mal, ob ich dafür noch Geld ausgeben soll. Und deshalb ist es umso verständlicher, wenn sich Jugendliche, die ohnehin nur über ein begrenztes Taschengeld verfügen, die Musik von woanders her holen. – Früher einmal kostete eine LP grade mal 12 DM oder allemal 15,--  Da wurden die Dinger noch tatsächlich konsumiert. Und ich erinnere mich nur zu gut, wie sehr man sich über jeden erworbenen Longplayer freut. Man kannte die Töne irgendwann in- und auswendig. Man schätzte die Musik noch wesentlich mehr als heute. Sie war individuell . -  Und da wären wir auch beim Thema Kultbands? – Warum gibt es diese Spezies heutzutage nicht mehr? Ganz einfach, die Industrie lässt Künstlern keine Zeit mehr, sich langsam zu entwickeln, so wie damals. – Entweder, wie schon vorhin erwähnt, es kommt sofort der große Wurf, oder sie dümpeln den Rest ihres Daseins irgendwo in einer Grauzone dahin, mehr schlecht als recht. -

Hey, - und ich bin noch kein Methusalem, sondern gerade mal Mitte 40, und habe 25 Jahre lang in diesem Geschäft gearbeitet..... naja & tue es immer, - wer weiß wie lange,- noch..... -

Übrigens man muss unterscheiden zwischen Kultbands, also solche, die Musikgeschichte geschrieben haben, in einer Zeit, wo die Konkurrenz noch nicht so groß und genügend Kohle da war, oder trendmäßigen Zeiterscheinungen. Ja, die Rolling Stones, die können auch noch mit 75 Jahren auf der Bühne stehen und sie werden bejubelt, egal was sie jetzt noch neu anfangen. AC/DC spielen und performen seit 30 Jahren den gleichen Stiefel, aber pfeif drauf. 


AC/DC produzieren momentan ein neues Album. 
Die Frage ist: brauchts das überhaupt noch. Wir wollen doch ohnehin nur Hell's Bells und Back in Black hören......& das auch noch in 20 Jahren......

Bzw. eigentlich bräuchten sie nie wieder ein neues Album machen. Die Konzertbesucher wollen ohnehin vor allem und nur ‚Hells Bells’ und Highway To Hell’ hören. Alice Cooper oder Iron Maiden, um nur einige wenige aufzuzählen, die bleiben uns Gott sei Dank auch noch erhalten. Und seit ein bis zwei Jahren wogt auch noch die große Reunionswelle daher mit Genesis, Police und the Who etc. – Sehr nett, und die Nostalgiewelle ist überdimensional und schwappt über uns ältere Generation hinweg. – Aber was ist mit all den jungen neuen Künstlern? Und da sind nun wirklich einige Gute dabei. Ich frage mich jedes Mal, wenn ich eine dieser neuen hoffnungsvollen Bands live sehe, ob sie wohl in einem oder zwei Jahren immer noch hier sind. Tja, das hängt alles vom Erfolg, der Wirtschaft und ein bisserl Glück ab.  Ach ja, von wegen Kult und Trends.... Glamrock war ein Trend, Melodic Rock oder Grunge, oder der englische Pop der 80er Jahre. Diese Stilistiken sind alle wie Phönix aus der Asche gestiegen, haben sich etabliert, um dann einige Jahre später ganz langsam wieder zu versickern. Heute kräht kein Hahn mehr danach. – Nein bitte geht mir jetzt nicht an die Gurgel, all ihr Postum Fans. Klar gibt es noch immer vereinzelte Vertreter dieser Klassen die sich durchackern im musikalischen Dickicht. Aber seht Euch doch mal um. Meist treten sie in Miniclubs mit allerhöchstens 200 Fans auf. Das ist, verglichen mit den Superstars, ein Tropfen auf dem heißen Stein. Andererseits ist Euch das ja egal. Hauptsache es gibt sie überhaupt noch. – Und zählt ja nicht Kiss dazu. Denn die wiederum gehören zur Gattung Kult aus den 70ern. – Kiss sind, seien wir mal ehrlich, eine durchschnittliche Band, mit einfachen Musikstrukturen. Aber sie haben mit ihrem Make Up und den exzessiven Auftritten einen Kult kreiert. Und heutzutage hängt alles nur noch von finanziellen Aspekten ab. Ja, zugegeben, es läuft gerade wieder mal sehr gut für Kiss. 


completely sold out

Und das alles ist lediglich wiederum einer sehr cleveren Marketing Strategie zuzuschreiben.  – Abgesehen von solchen Exemplaren, fragt man sich, wer den Rest all dieser verkappten Melodicrock Bands noch braucht? Das ist eine Randgruppe, die wirklich am äußersten Zipfel des Genres herum wackelt. Was ist der Grund, warum jene keinen Fuß mehr hoch bringen. Genauso, wenn auch nicht ganz so dramatisch verhält es sich mit den sogenannten True Metal Bands, die nur noch auf großen Festivals wirklich punkten. Man muss schon Metallica oder Manowar heißen, um noch mehr als 10.000 Zuschauer zu bekommen bei Konzerten. Wobei ich bei letzteren sofort betonen will, dass sie im Grunde genommen auch nur noch in Germany ziehen, und sonst nirgendwo.... - Die Brothers of Metal, die muskelstrotzend, bierernst ihr Sex-Klischee' propagandieren. Aber im Grunde genommen versuchen auch sie, aus der letzten verbleibenden Bastion noch so viel wie möglich raus zu holen - finanziell gesehen, versteht sich. Deshalb simma jetzt auch schon Stamm- und Dauergast in unseren Breiten.
Metallica hingegen gelten fast schon wieder als Kult. – Oder anderes Exampel.... Warum wohl gehen gerade in Amerika die Bands nur noch ein Zweier- Dreier- oder gar Viererpacks auf Tour? Genau... weil sie allein keine Bude mehr halbvoll kriegen.

Abgesehen davon, wie oft gehe ich hierzulande zu Konzerten, deren Zuhörerschaft weniger als 1,000 Zuschauer zählt, meist sogar weniger als 500.

Die Tony Levin Band - Mehr Kunst am Instrument gibts gar nicht...
Zum Glück hat der gute Tony noch einen Nebenjob bei Peter Gabriel, der ihn über Wasser hält.

Lohnt sich das alles noch. Ist es tatsächlich nur noch die Liebe zur Musik selbst, die viele am Leben erhält. Ich meine, man muss ja schließlich auch von was leben. Die Plattenfirmen haben kein Geld mehr, heißt es. Es wird fusioniert was das Zeug hält. Es wird gegen illegales Downloading vorgegangen. Gema Gebühren schnellen in die Höhe und last but not least die CD Preise. – Das Resultat daraus: es wird noch mehr kopiert. – Ein Teufelskreis fürwahr. In den USA hat man das schon vor ein paar Jahren erkannt, und man hat die Tonträger Preise bewusst unten gehalten. Eine durchschnittliche CD kostet umgerechnet zw. 7 und 9.99 Dollar. – Und für so einen Preis, kauft auch der Lehrling aus der Supermarkt Wurstabteilung noch des öfteren eine neue Scheibe. – Hierzlande ist der Zug inzwischen abgefahren. Der Fehler, der von der Wirtschaft gemacht wurde, ist zu spät erkannt worden. Jetzt versucht man sich mit Digipacks, Special Ltd. Editions von diversen Produkten zu retten. Kleinere und mittlere Bands, die früher tourten, wenn sie einen neuen Longplayer im Rucksack hatten, kommen jetzt schon fast alle sechs Monate. Aber auch Gruppen wie Motörhead, die ebenfalls zur Gattung Kult gehören, spielen mindestens alle 12 Monate in unseren Breiten. Nun, Lemmy denkt sich wahrscheinlich, dass er, inzwischen 64jährig, die paar Jahre, die ihm noch bleiben, ausnützen will. Und recht hat er. -  Wir zählen heute Festivals wie Sand am Meer im Sommer. Aber richtig gut laufen tun nur die bekannten und großen Events. Immer wieder kommt die Meldung, dass das oder jenes Event wegen mangelnder Ticketverkäufe abgeblasen wurde.

Kurz und gut, man will das Defizit an CD Verkäufen durch exzessives Touren wieder herein holen. Und auch hier gewinnen einmal mehr, entweder die großen Stars, die Kultbands, oder diejenigen, die gerade angesagt sind, nach dem Motto: Flavour of the Month. – Die Ticketpreise sind teilweise astronomisch hoch, aber die Großen kosten halt ihr Geld.
Übrigens uns Bildberichterstattern wird mittlerweile auch das Leben schwer gemacht mit diversen Richtlinien und Knebelverträgen. Sowas kannte man in den Achtzigern noch gar nicht. (siehe Story 22)

Nächste Selbst-Frage: warum muss man Superstars wie Madonna oder Mariah Carey Deals für 50 Mill. Dollar in den Hintern schieben? Sicher werfen sie viel ab, aber nicht genug, um die Industrie zu sarnieren. 
Auch da wurde, meiner Meinung nach, von Anfang an, ein Fehler gemacht. Zuviel Kohle wurde in unsinnige Dinge verschwendet. Dies gilt auch für weitere Kleinigkeiten wie z.B. das rum chauffieren von Journalisten in der Weltgeschichte, um Künstler zu interviewen. Warum muss Schreiberling XY nach – ich weiß nicht wohin – geflogen werden, um ein Interview zu führen. So etwas konnte und kann immer noch genauso gut telefonisch gemacht werden. 
Und ein 30 minütiges Telefonat ist immer noch um einiges günstiger als ein Flug nach London mit Übernachtung etc.  Ich spreche da zwar gegen meine eigene Zunft, und klar doch, ich bin auch ab und zu gern mal auf die Schnelle
nach Hamburg geflogen, und hab mir, abgesehen vom iv, einen schönen Tag dort gemacht auf Kosten des Labels. 
Wer so was verneint, lügt. Reisen zwecks tourreport sind hindessen noch einleuchtend. Aber auch das hat sich im Laufe der Zeit rar gemacht. Überall wird gespart, ob in der Beziehung, oder was Freikarten für Konzerte, Promo CDs Aftershow Parties oder eben die, beschriebenen Promoreisen betrifft. Das  Internet war zur Feindzone geworden, bis.... ja bis zu jenem Zeitpunkt wo erkannt wurde, dass You Tube und My Space mitnichten Nachteile bringen. Im Gegenteil, allmählich wachen sie auf, die hohen Herren aus der Industrie und starten eine Offensive in eigener Sache  auf diesen Plattformen, um ihre Produkte zu bewerben. Man hat eingesehen, dass jene mitnichten Schuld an rückläufigen CD Verkäufen sind. Im Gegenteil sie kurbeln jene sogar noch an. – Unbekannte Acts, vor allem jene, die noch keinen Deal haben, tun sich leichter, sich selbst zu promoten. Ob das dann letztendlich fruchtet oder nicht, hängt von weiteren Aspekten ab wie richtige Promotion Strategie und natürlich viel Glück samt Zeitgeist. – Und der geht leider oft ungerechte Wege. – Ich könnte manchmal heulen, wenn ich sehe, dass ein Bushido vor 7.000 Fans im Zenith sein – fuck your mother and your ass – den Kiddies entgegen brüllt, die sich dadurch auch noch beeinflussen lassen, und andererseits spielen sich so geniale Musiker wie Eric Sardinas oder TM Stevens den Arsch vor gerade mal 100 Leutchen auf.


TM Stevens - das Bass - Genie

Was läuft da bloß verkehrt? Auch Dweezil Zappa würde kein müder Wüstenfloh mehr beachten, stünde da nicht Daddys Spirit im Hintergrund. Er ist zwar nicht mehr innovativ und vor allem so verrückt wie sein Erzeuger, aber er ist schlichtweg genial in seiner Instrumentalisierung. Oder nehmt mal Bobby McFerrin, den die Oldies unter uns, und auch da nur ein gewisser Prozentsatz, lediglich mit ‚Don’t Worry Be Happy’ kennen. Dabei hat der Künstler ein wahre Fundgrube an genialer Musik zu bieten. – Mir fällt da gerade auch Tito Lariva ein, besser bekannt, als Tito & Tarantula, der durch das Kultmovie ‚ From Dust ‚till Dawn’ einen gewissen Bekanntheitsgrad erhielt. Aber genauso schnell wie der Film wieder in den Regalen verschwand, so rasch war auch er wieder von der Bildfläche weg. Er kommt immer noch von Zeit zu Zeit nach Germany. Denn nur hier will man überhaupt noch was von ihm wissen. Da spielt er dann ein ums andere Mal eine Clubtour, die durchschnittlich 150 Musikliebhaber und Kenner zieht. – Dabei ist gerade er ein wahres Juwel, dass da im Untergrund dahin vegetiert. Und ich kann Euch nur empfehlen, wenn er so wie jetzt, hier wieder mal tourt, geht hin und geniesst mal wirklich guten Stoff. Aber es sind genau jene Musiker, denen der verdiente Zuspruch verwehrt bleibt, jene, die es wirklich verdient hätten. Der Grund für die Ignoranz ist schnell erklärt. Die Industrie arbeitet vor allem für die Jugend. Und die steht im Moment nun mal auf Tokio Hotel, - Das Rote Pferd - (anm. wobei hier eine uralte Melodie aus den 60ern verbraten wurde) und Schnuffel und Bushido. Und wie heißt es so schön? Je größer die Nachfrage ist, desto mehr wird das Produkt gepuscht. Dabei wird so manches andere links liegen gelassen. Und genau damit erhofft man sich die letztendliche Sarnierung des angeschlagenen Business. Vergessen wird dabei nur, dass es sich bei den meisten dieser Over Night Sensations um Eintagsfliegen handelt. Heute Nr. 1 und morgen wieder weg vom Fenster. Wo ist den Lou Bega abgeblieben, der mit seinem Mambo Nr.5 einen Nr. 1 Hit in Amerika gelandet,- und damit wahrsch. mehr Kohle verdient hat, wie mancher Künstler in 20 Jahren. Und man könnte noch so einige aufzählen.
Auch in der Rockmusik ist verhält es sich nicht anders. Was ist denn aus Lordi geworden, die damals vor 2 Jahren so triumphal den Eurovisions Contest gewonnen haben?
Wie oft besuche ich ein Konzert, einer wirklich guten neuen Band, so wie kürzlich das von Simple Plan aus Kanada.


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Und hinterher frage ich mich: hab’ ich die jetzt zum ersten und letzten Mal gesehen? Und wird es sie nächstes Jahr noch geben? So etwas weiß man ja nie genau. -
Oder nehmt mal das unsinnige – Deutschland sucht den Superstar. – Wieder eine Selbst-Frage.... Warum gelingt es mit Sendungen gleicher Art in Amerika (Kelly Clarkson) oder in England (Leona Lewis) tatsächlich Superstars heraus zu holen? Warum ist das bei uns noch nie passiert, wo lediglich ein komisch ausschauender, untalentierter Daniel Küblböck für einigen Wirbel gesorgt hat, dank Blödeleffekts. – Oh Deutschland, was hast du nur falsch gemacht! – Und achja, wenn jetzt auch nur einer über unsere berühmt-berüchtigte Schlagerszene lacht, der gehört wahrlich geteert und gefedert. Das hat jetzt mitnichten mit individuellem Musikgeschmack zu tun. Auch ich bin persönlich kein Fan des deutschen Schlagers. Aber ich hab’ mal mitgekriegt, wie viel Zaster da rüber kommt. Mein lieber Herr Gesangsverein, da können manche größere Rockbands einpacken dagegen. Das sind Stars, die sich seit vielen Jahren on the Top halten. Da ist ein Publikum, das die ganz großen Venues füllt und das die CD noch kauft und nicht downloadet. – Und wenn Ihr mir das jetzt alles nicht glaubt..... – Ich war vor einiger Zeit bei einer Pressekonferenz von Hansi Hinterseer  hier in München. Als ich eintraf, lief ich sofort Ossi Hoppe in die Arme, dem Hardrock Guru (Veranstalter) schlechthin in unserem Land, und das seit vielen Jahren. Ich musste im ersten Moment lachen. Aber er meinte sofort: „lach nicht, - mit Hansi Hinterseer rollt der Rubel besser als mit Ozzy Osbourne und Aerosmith zusammen“.  – Und das, meine Herrschaften, glaub ich sofort. Auch wenn die besagten Rock’n’Roll Heroen nun wirklich Kultfiguren sind und einen weltweiten Status besitzen. Aber hier in Deutschland steht der Schlager immer noch über der Rockmusik. Da brauchen wir gar nicht drüber diskutieren.


Hansi & Ossi beim feuchtfröhlichen Prost aufs gute Geschäft

Wir älteren Rockfans hingegen halten uns an unsere Idole, gehen weiterhin zu Deep Purple, die allmählich großväterliche Züge annehmen, zu Motörhead, die andererseits gerade von einem jungen Publikum entdeckt werden (Gott sei Dank!). Otto Normalverbraucher rennt immer noch zu Hausfrauen Rocker Bryan Adams. Und die Freunde des Blues frönen Eric Clapton. – Der Heavy Metal wird im Moment vor allem von der Prügel-Kategorie beherrscht oder bei der jüngeren Generation vom New Metal. – My Space und You Tube boomt, und man sieht über Verletzung der Musikrechte gnädig hinweg. Es ist ja im Endeffekt alles Werbung fürs Produkt. Ob Kurzzeit- oder Langzeit, ob Eintagsfliege oder Methusalem.... – fest steht, die Industrie in der Pop/Rockmusik ist heute vor allem  am Profit interessiert und an der Schnelllebigkeit. Das sind zwei Umstände, die 1) keine Kultbands mehr zulassen, 2) geniale Musiker oft ignoriert, 3) Eintagsfliegen fördert und 4) Superstars zu sehr hofiert. Letztendlich bleibt nur noch die Frage: was bleibt übrig, wenn Bands wie die Stones, Aerosmith, Motörhead, The Who, Deep Purple oder Status Quo, Bands die seit 30 oder gar 40 Jahren die Stürme der Zeit überstanden haben, weg gestorben sind? Dann, wenn keine Kultband mehr übrig ist? Bleiben uns dann nur noch Schnuffels, die mit einer Scheibe kurzeitig die Charts beherrschen, oder Rapper, die mit immer provozierenderen Texten die Jugend aufstacheln. Boyband Produkte als Zeitbombe....? Nun spätestens dann habe ich höchstwahrscheinlich meinen Job als Musikjournalist auch an den Nagel gehängt und lass’ die Sintflut hinter mir für Überschwemmung sorgen. – Dann sag ich mir, schön, dass ich die glorreiche Zeit des Rock’n’Roll noch aktiv miterleben konnte, und dass ich mit den Kultbands der 60er und 70er Jahre alt geworden bin. Wie die Industrie in 20 Jahren aussieht.....? Herrgott,..... ich will gar nicht dran denken....

Im Augenblick ist nur eines tröstlich. Ich bin mir eigentlich todsicher, dass Mick Jagger und Keith Richards in den nächsten 10 Jahren immer noch auf der Bühne stehen und ‚I can’t Get No Satisfaction’ krächzen. – Und das meine Freunde ist für unsere Generation noch allemal besser als der Schnuffelsong.....

In Ewigkeit Amen !
Ach ja, PS: natürlich ein Prost auf das verkorkste Business.                     

  Story (c) by ebl/musicmirror  2007