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Zwei Mal hat uns der Australier
John Butler in der Vergangenheit bereits beehrt. Heute erlebe ich ihn zum
dritten Mal hier in München live on Stage. Und jedes Mal spielt er in
einer etwas größeren Halle mit noch etwas mehr Besuchern. Kein Wunder,
ist dieser Künstler hierzulande doch so was wie ein absoluter Geheimtipp.
Nicht so in seiner Heimat Australien, wo er bereits seit längerem die großen
Stadien füllt. Langsam aber sicher macht er sich mit seinen beiden
Mitstreitern Shannon Birchall (seit 2003) und Michael Barker (seit 2003)
nun
auch in Europa einen Namen. Gerade feiert das John Butler Trio sein 10jähriges
Jubiläum. Und genau zu diesem Anlass sind sie auch wieder hier. In diesem
Jahr erschien zwar kein neues Studioalbum der Band, aber dafür die
Scheibe:
One Small
Step.... LIVE & SOLO. – Der geborene Kalifornier, der irgendwann ins
Land seines Vaters, also nach Australien zurück gezogen war, ist ein
absolutes Multitalent. Er versteht es fast sämtliche musikalischen
Stilrichtungen auf diesem Planeten nahezu perfekt zu kombinieren und zu
vereinen. Aber, und das ist das Schwierige und der eigentlich springende
Punkt. Er spielt sich da oben buchstäblich 2 ½ Stunden den Arsch auf mit
seiner Truppe, und keine einzige Millisekunde ist auch nur von einer Spur
Langeweile gekennzeichnet. Das ist Musikalität in seiner Reinkultur und
schönster Form. Und obwohl John Butler mit jedem weiteren Deutschland
Besuch auch bei uns immer bekannter wird, und wie gesagt, in Australier
schon langs Superstar Status erzielt hat, so wirkt er doch nach wie vor
sehr zurück haltend, übt sich im Undertstatement und scheint sich über
den hiesigen Zuspruch zu freuen wie ein kleines Kind unterm
Weihnachtsbaum. Aber bevor Mr. Butler uns wieder mal aus den Sommersandalen kippen lässt vor lauter Ehrfurcht, beehrt uns zum ersten Mal in Germany ‚Mama Kin’. – Wer? - .... werden sich jetzt 99,9% aller Freunde guter Musik fragen. Klar doch, man kennt sie noch nicht, denn sie hat gerade erst begonnen sich frei zu schwimmen mit ihrer Debüt EP ‚Papoose’. Mit ihr auf der Bühne übrigens Bruder Michael am Piano.
’Mama Kin’ ist wunderschön, sieht aus wie eine rassige Spanierin, und
sie ist auch stilgerecht so gekleidet. Aber sie kommt, genau wie John
Butler ebenfalls aus Australien aus einer Familie mit sechs älteren
Geschwistern. Mit Musik kam
sie sehr früh in Berührung. Allerdings bleibt es bis ins
Erwachsenenalter beim häusliches Musizieren. Keine blasse Ahnung, ob es
ihr Bruder Michael war, der sie zu mehr inspirierte oder jemand anderer.
Fakt ist, sie hat es geschafft sich aufzurichten um der Welt ihr Talent zu
zeigen. Und jetzt hat sie die Chance erhalten, das John Butler Trio auf
deren Tour zu supporten, was aber gar nicht so verwunderlich ist, ist doch
eine gewisse Verbindung zum Headliner vorhanden. Was
soll ich sagen? – Eine Klassefrau mit einer tollen Stimme. Jetzt fehlt
nur noch der nötige Wiedererkennungswert. Aber wer weiß, vielleicht
kommt der ja noch schneller als man denkt.
Tatsache ist, dass sich der gute John schon wieder um etliche Nuancen nach oben hin gesteigert hat. Aber als allererstes fällt mir auf – sein Markenzeichen, die superlangen Dreadlocks sind futsch, und ein fast schon adretter Kurzhaar Schnitt prägt seine, ansonsten gleich gebliebene Erscheinung. Was ihn dazu wohl bewogen hat? Sind wir älter und konservativer geworden, oder war die extensive Haarpracht einfach nur etwas lästig geworden? Wir werdens wohl nicht erfahren. – Aber im Prinzip ist das auch egal. Hier is’ er wieder samt Shannon am Bass und seinem echten neuseeländischen Maori am Schlagzeug. Was diesmal auch anders ist als die vorher gehenden beiden Male ist die Tatsache, dass er seine Performance fast ausschließlich stehend versieht. Früher hingegen saß er fast durchwegs beim spielen und singen. – John ist impulsiver geworden und geht mit viel mehr Leidenschaft aus sich heraus. Gefällt mir ausnehmend gut. Der Bumerang hat sich selbst Pfeffer in die Motorik gestreut, und zwar eine ordentliche Portion – alle Achtung.
Die üblichen 3 Songs sind vorbei, und wir Knipser verlassen unsere
Arbeitsstätte, den Fotograben. Aber kaum an der Seitenabsperrung
angekommen, ist es doch just Mama Kin vom Supportslot, die uns anbietet,
weiter zu fotografieren, meinetwegen die komplette Show. Hat sie etwa auch
noch die managetechnischen Zügel in der Hand hier, fragen wir uns...?
denken aber nicht weiter darüber nach, und folgen dem Angebot umgehend
und dankbar. Allerdings versuchen wir nur zu knipsen, wenn sich eine außergewöhnliche
Situation on Stage ergibt, oder gerade mal ein besonders optimaler
Scheinwerfer auf den Akteur leuchtet. Ansonsten beziehen wir unsere
Logen-Sitzplätze in den Verstrebungen im Graben, um nicht zur konstanten
Sichtbehinderung für die Leute in der ersten Reihe zu werden. –
Zugegeben, aus dieser Perspektive genießt man ein Konzert noch viel
intensiver und klarer. Neben uns nimmt Mama Kin Platz, auf ihrem Schoß,
der wohl jüngste Fan (samt Kopfhörern wg. der Lautstärke) heute Abend
in dieser Halle. Und die Kleine ist wahrscheinlich auch noch Papas allergrößte
Verehrerin. Ach ja, Mama Kin heißt eigentlich Daniella Butler, hab ich
mir hinterher sagen lassen. Aber, und das finde ich großartig. Weder sie
noch ihr Angetrauter selbst, geben während der Show auch nur ein einziges
Mal diesen Umstand zu erkennen. - Sie
will sich nicht in seinem Ruhm sonnen. Sie will eigenständig Erfolge
erzielen, - ein sehr schöner Charakterzug, der mir sehr imponiert.
Der obligatorische Solo-Mittelteil wird zur Reise in eine sphärische
Vielfalt, die Mr. Butler da mit jeder Faser seiner Gefühle vorträgt und
brillant instrumentiert. Habe ich beim Konzert im vergangenen Jahr noch
die zeitweilige Langatmigkeit genau in dieser Phase der Show etwas
beanstandet, so ist diese nunmehr einer sensiblen aber sehr
abwechslungsreichen Crossover Darbietung gewichen. ...... und schließt dann das150minütige Set mit einer Trommeljamsession und einer Zugabe, bestehend aus 2 Songs ab.
Gratuliere, dieses dritte Konzert des John Butler Trios hier in München
ist mit Sicherheit eines der Highlights dieses Jahres. Und ich kann Euch
nur allen da draußen raten, die Ihr auf qualitativ hochwertige Musik
steht, geht hin und zieht Euch diesen Künstler einmal live rein. Ich
glaube nicht, dass Ihr es bereut. |