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..... und sie kommen,
sehen und siegen auf der vollen Linie. Bei allen transylvanischen
Untoten und ihren Nebelschwaden, das hier schlägt noch sämtliche
Dunstglocken vom Großstadtabgas der Engelsstadt Los Angeles.
Beziehungsweise haben die Brüder diesen wahrscheinlich mit Tuten und
Trompeten aus ihrer Heimat mitgebracht.
.... und das beginnt mit dem Ausbruch des Strombolis, nur in fünfacher Dimension. Heiliger Strohsack und seine Floh-Bewohner, das hier ist Weltuntergang und Jüngster Tag zugleich. Eine Explosion folgt der nächsten und die Flammen lodern bis zur Decke. Ein Kompliment an den Pyrotechniker. Der Mann, der hier am Werk ist, versteht sein Fach, das muss man ihm lassen. Dieses konstante 75minütige Feuerwerk bewegt sich in einer Dimension, die so in diesem Ausmaß bei uns in München nie und nimmer gestattet wäre. Und sogar hier, schießt man letztendlich den Vogel eine Spur zu hoch ab. Die Folge ist, dass die örtliche Feuerschutzpolizei wegen erhöhtem Risiko die Zugabe (2 Songs) untersagt. So wird mir jedenfalls mitgeteilt. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch betonen, dass Nikki Sixx und Co nicht etwa wegen schlechter Laune oder anderweitigen Widrigkeiten dem Encore fern geblieben sind, sondern sie werden schlicht und einfach daran gehindert. Aber in diesen knappen 75 Minuten entfesseln Mötley Crüe einen Energielevel, der jenseits von Condition Critical schießt. Mit ‚Dr.Feelgood’ schleudern sie die Eingangsstartbombe ab, sofort gefolgt von ‚Shout At The Devil’, das auch nach über 20 Jahren noch topaktuell klingt. Spätestens jetzt ist keiner mehr zu halten und brüllt mit. – Und es wird nichts, aber auch gar nichts ausgelassen. Das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden steigt zusehends, unsere malträtieren Trommelfelle haben wir ohnehin schon aufgegeben. – Vince Neil wieder sichtlich erschlankt, Nikki Sixx, der auch mit 48 Jahren noch aussieht wie Anfang 30, und Mick Mars überrascht so manches Rockerherz, dass er trotz der offensichtlichen angeschlagenen körperlichen Konstitution, seine sechs Saiten Riffs noch aus dem FF beherrscht. – Tommy Lee ist in dem Dampf lediglich zu erahnen hinter seinem, nicht mehr ganz so überdimensionalen, Drumkit. Das Soundvolumen, die Abfolge, die Choreographie, der Feuerzauber, hier stimmt einfach alles 100%ig perfekt, bis auf eine kleine soundtechnische Unpässlichkeit, die aber professionell und flugs überspielt wird. Ich bin mir nicht sicher, aber für mich hat das hammerartige Spektakel fast eine Spur zu perfekt gewirkt. Ihr versteht, was ich meine. Aber ich möchte mich dazu nicht weiter äußern, denn die Fans hier sind ohnehin nicht mehr ansprechbar. Da oben stehen ihre Helden, ihre Idole und Götter, die so überirdisch und unantastbar wirken, dass jegliche Eskapaden aus der Vergangenheit zur Geringfügigkeit schrumpfen, so als ob sie nie existiert hätten. Der Kultstatus steigt
umgehend um mindestens weitere 5 Grade auf der Skala. Und würde Vince
Neil da oben einen Rosenkranz beten und Nikki Sixx einen lassen. Pfeif
drauf, Fakt ist, sie stehen da oben livehaftig und wirklich und präsentieren
uns ihre alleinige Gegenwärtigkeit. Tatsachen wie die schwächelnde
Popularität in der Allgemeinheit, das fehlen von Chartplatzierungen und
karger Verkaufszahlen verschwinden hier und in diesem Augenblick ins
Nirvana. Für 3.000 Fans zählt die Glückseligkeit exakt 75 Minuten,
bevor sie just unterbrochen wird durch höhere Gewalt. Vielleicht sollte
The Crüe nächstes Mal das Spektakel mit etwas weniger Höllenzauber
gestalten und dafür noch mehr mit musikalischen Details glänzen. Dann
wird’s umso schöner, und es gibt mit Sicherheit auch wieder eine
Zugabe. |
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